: Klartext zum Rücktritt
■ Stellvertretender FDP-Parteichef Joachim Sproß wirft das Handtuch
Einen „Aufbruch zu mehr Transparenz und Aktivität“ verspricht die neue Mitgliederzeitung der Hamburger FDP Liberaler Klartext. Aktivität hat der stellvertretende Parteichef Joachim Sproß tatsächlich gezeigt: Er hat wegen der Mitgliederzeitung gestern seinen Rücktritt vom Amt erklärt. Sproß hatte einen Artikel unter dem Titel „Quo vadis, FDP?“ geschrieben, dessen Abdruck die Redaktion abgelehnt hatte. Aus Ärger darüber schmiss Sproß die Brocken hin.
Man solle die Zeitung statt Klartext lieber „Weihrauch“ taufen, empfahl Sproß noch. Kritische Töne, wie er sie in dem Artikel angeschlagen hatte, seien offenbar nicht gewünscht. Mit Sorge sehe er „die Restauration überwunden geglaubter Kräfte“ bei den Hamburger Liberalen.
Dabei hatte Sproß' Abgang nur teilweise mit dem neuen Mitgliederblatt zu tun. „Die Chemie zwischen Sproß und Parteichef Kurt Hansen hat von Anfang an nicht gestimmt“, sagt ein langjähriger Liberaler, und auch Parteisprecher Claus-Joachim Dickow räumt ein, „dass es in den vergangenen Monaten einige Reibereien gegeben hatte“. Dass man Sproß' Artikel nicht abgedruckt hat, habe vor allem damit zu tun, dass dieser „ausschließlich rückwärtsgewandt und personenbezogen gewesen“ sei und die Gegenseite – womit vor allem Hansen gemeint ist – in dieser Klartext-Ausgabe nicht mehr die Chance gehabt habe, darauf zu reagieren.
Ekkehard Rumpf, der Chefredakteur der Mitgliederzeitung, sieht den Rücktritt gelassen: „Wir haben derzeit in der FDP doch einen Zustand relativer Ruhe erreicht. Der vorherige Landesvorstand wurde noch monatlich durchgetauscht.“ Peter Ahrens
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