: Kittner-Bühne zu?
■ Kabarett, das den Finanz- und dem Landesherren nicht gefällt, muß sich schließen
Dem „Theater am Küchengarten“ (tak) des Kabarettisten Dietrich Kittner in Hannover droht noch in dieser Spielzeit das Aus. Obwohl Kittners „tak“ und sein Vorläufer, das Theater an der Bult, seit 14 Jahren fast durchgängig ausverkauft sind, ist es um die finanzielle Situation des Theaters schlecht bestellt. Die Stadt Hannover hat zwar für 1989 ihren jährlichen Zuschuß auf 60 000 Mark verdoppelt. Das Land Niedersachsen indessen hat eine Förderung des auch über Niedersachsen hinaus bekannten politischen Kabarett -Theaters bisher auch nach einem verlorenen Rechtsstreit strikt abgelehnt. Stattdessen verlangt jetzt das Finanzamt eine nachträgliche Versteuerung der städtischen Zuschüsse für die vergangenen sieben Jahre.
In einem am Dienstag veröffentlichen Brief an den niedersächsischen Wissenschaftsminister und die Stadt Hannover fordern über 100 niedersächsische Künstler, Drucker und Journalisten die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen auf, die Existenz des Theaters mit finanziellen Beihilfen zu sichern, wie sie bei vergleichbaren Theatern üblich seien. Der Brief war auf einer Veranstaltung der künftigen Industriegewerkschaft Medien am Montag abend in Hannover einstimmig unterstützt worden. „Kittners politisches Kabarett muß seinen Stellenwert in der Kulturlandschaft behalten, auch wenn es der Landesregierung vom Inhalt her mißfällt“'begründete Gerd Beu, künftig im Vorstand der IG Medien sachsen, am Dienstag den offenen Brief.
Kittner selbst sieht sich von der Kulturförderung „klar benachteiligt“.Er verweist auf die Zuschüsse im Bereich von 200 000 Mark bei vergleichbaren kleinen Theatern in anderen Landes
hauptstädten. Auch in Hannover erhalte das etwa gleich große Neue Theater insgesamt ein Vielfaches mehr als sein „tak“. Sein Theater sei bisher nur durch zahllose Überstunden und die Erlöse seiner Tourneen zu halten gewesen. Wenn jetzt das Finanzamt plötzlich für einst steuerfreie Zuschüsse etwas verlange und das Land gleichzeitig bei seiner starren Haltung bleibe, sei das Ende erreicht, sagte Kittner. (dpa)
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