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Kirchwerder Wiesen – national hervorragend

■ In Hamburgs jüngstem Naturschutzgebiet tummelt sich seltenes Getier

Großes Aufatmen unter Moor- und Seefrosch, Kleiner Mosaikjungfrau und gebänderter Heidelibelle wie bei Trauerseeschwalbe und Weißstorch – sie werden nicht als Heimatvertriebene enden müssen. Umweltsenator Fritz Vahrenholt stellte jetzt ihren Tummelplatz, die Kirchwerder Wiesen zwischen Kirchwerder und Fünfhausen, unter Naturschutz. Mit 860 Hektar ist dies Areal, gefolgt vom Duvenstedter Brook, die größte geschütze Fläche unter Hamburgs 24 Naturschutzgebieten.

Und ein Gelände von „herausragender Bedeutung“, wie Vahrenholt betonte. Denn nach dem Artenschutzprogramm der Behörde wurden fast alle Flächen der von Gräben durchzogenen Kulturlandschaft mit den höchsten Wertstufen „hochgradig wertwoll“ und „von nationaler Bedeutung“ benotet. Aus diesem Grund werden das Gebiet und seine zukünftige Betreuung auch unter der Obhut der Umweltbehörde bleiben.

Der Unterschutzstellung gingen lange Verhandlungen mit dem Bauern- und dem Gartenbauverband voraus. Denn die Kirchwerder Wiesen sind im Besitz von Landwirten, sechs Prozent der Fläche werden beackert. Auf diesem Areal wird der Ackerbau auch weiterhin Bestandsschutz genießen. Grünland darf aber nicht in Ackerland umgewandelt werden – eine Nutzung, die für die Landwirte vermutlich auch wenig rentabel wäre, da auf 94 Prozent des Naturschutzgebietes nun der Einsatz von Pestiziden untersagt ist. Eins von insgesamt 27 Verboten (wie Pflücken von Pflanzen, Jagen und Fischen), die jetzt dort wirksam wurden.

Mit dieser Maßnahme, so unterstrich der Umweltsenator, stünden in der Hansestadt nun 5,54 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz. Damit sei Hamburg Spitzenreiter, andere Bundesländer könnten nur Quoten von ein bis zwei Prozent vorweisen.

Allerdings, so räumte er ein, sei nun das Potential an naturschutzwürdigen Gebieten in Hamburg im wesentlichen ausgeschöpft. Nach der Phase der Ausweisung von Flächen werde für die Umweltbehörde nun die Sicherung und Betreuung der Naturschutzbiete in den Vordergrund rücken. Vahrenholts Versprechen: „Ich bin sicher, daß die Mittel dafür auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Verfügung gestellt werden. sako

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