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■ VorlaufKir provincial

„Zwischen Tag und Nacht“, heute 19.25, ZDF (Pilot) und dann immer dienstags, 19.25 Uhr

Harry Klein („Ja Chef, klar Chef“) kann wohl ohne Übertreibung als das Lamm des deutschen Fernsehens bezeichnet werden. Ganz überraschend haben wir jetzt Gelegenheit, dem mit taubenblauem Zwirn und karierter Fliege Aufgemotzten beim Austeilen zuzusehen: „Ich bin Steinbock und hab' einen schlechten Charakter, und ich werde Ihnen keine Gelegenheit geben, sich menschlich an mir zu bereichern“, patzt Fritz Wepper alias Chefredakteur Thaler etwa seine neue Moderatorin Carola von Thamm an.

All die differenzierten Gefühlslagen, die Wepper/Thaler eventuell in uns auslöst, zerbröseln allerdings in den geblähten Nasenflügeln von Carola von Thamm. Gegeben wird die schwerengagierte TV-Reporterin nämlich von Karin Giegerich, die lange „an Mailänder und römischen Theatern“ spielte, Orten also (das vermittelt sie sekündlich), an denen allein die ganz üppige Gestik zählt. Die glatt kalte Privatfernsehwelt („Globus TV“) wird hier als Raum mit Zutritt fast ausschließlich für Gesocks ohne Gewissen konstruiert – ein trotziger Hieb, dessen Vorsätzlichkeit und Pikanterie die ZDF-Verantwortlichen einhellig und wenig unterhaltsam („Das alles hätte auch bei uns spielen können“) leugnen. Wahre Werte kommen erst durch den Landvogt – neudeutsch „Agrarökonomen“ – Wolf Rasmussen ins Spiel. Pferdeliebend und fernsehverachtend stolziert der wertkonservative Single schnell in Carola von Thamms Herz.

Seltsam flott und unvermittelt ragen die dialogischen Gefechte zwischen der „bösen“ Alexandra von Buttstedt („Papa sagt, deine Energie gepaart mit meiner Dekadenz, das gäbe eine unschlagbare Melange“) und Rasmussen („Glaubst du nicht, Schleswig-Holstein hat schon genug Probleme?“) aus den langen Strecken sturzbiederer ländlicher Ödnis.

Sentimental stimmt da die Erinnerung an die selbstironische Betrachtung der Medienwelt à la „Kir Royal“. Der Tod der Mutter, der im Kampf mit der Verpackung des Videorekorders vor der Glotze das Herz versagt, das war ganz großes Fernsehen.Claudia Thomsen

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