: Kinotips
KINOTIPS
Der Zug kommt: Auch in Zombie and the Ghost Train, dem Film des Finnen Mika Kaurismäki, ein Bruder von Aki, huschen die Leningrad-Cowboys, die ihren Namen bisher beibehielten, über die Leinwand. Die tragikomische Geschichte dieses Roadmovies ist eine Odyssee zwischen Helsinki und Istanbul, die an wehmütigen Szenen von Liebe und Freundschaft, Schnaps und Rock'n Roll wenig zu wünschen übrig läßt. (Abaton)
Gleich sechs Hamburger Kinos erobert Gerard Depardieu als Columbus in Ridley Scotts 1492. In Scotts Sicht ist das entscheidende Datum der Entdeckung nicht der abschließende Triumph eines Seefahrers. Vielmehr ist Depardieu ein Entdecker, dem eine Utopie vorschwebt, in der Spanier und Indianer das vorgefundene Paradies für sich gemeinsam nutzbar machen - was bekanntlich voll daneben ging. Auch Scott unterschlägt das nicht, doch wächst sein Columbus dabei wieder zum überlebensgroßen Heroen.(Oase, Ufa, Grindel, Gloria, Passage, Movie)
1Der Komödienspezialist Philippe de Broca hat mit Gemischtes Doppel einen neuen Coup gelandet. Zwei Brüder tauschen die Rollen - schließlich fristet Paul (Gerard Jugnot) als Französischlehrer in der Bretagne ein reizarmes Leben und möchte zu gerne einmal in die Rolle seines Bruders Gaspard schlüpfen. Denn Gaspard (Pierre
1Arditi) ist das Gegenteil seines unspektakulären Bruders. Er ist ein erfolgreicher Schriftsteller, aber auf der Flucht vor gewaltigen Unterhaltszahlungen. Beiden ist das Verwechslungsspiel willkommen, aber der Tausch von Leben, Beruf und Frauen nimmt eine unerwartete Wendung, überraschend genug für einen schönen Kinoabend.(Ufa)
Zum Auftakt einer Reihe von sieben Woody-Allen-Filmen zeigt das Abaton den neuesten Film des in böses Gerede geratenen New Yorkers. In Schatten und Nebel schwingt sich ein kleiner Angestellter zum Jäger eines Massenmörders auf, doch wirft die Verfolgung samt einiger Verwicklungen langsam aber sicher einen Schatten auf den Verfolger, der plötzlich selbst in dem philosophischen Traumspiel als mutmaßlicher Täter ins Zwielicht gerät. (ab 18.10., Abaton)
Ein ebenso schlichtes wie geheimes Kammerspiel ist der 1970 entstandene Film Tristana vom Altmeister des surrealen Kinos Luiz Bunuel. Die Waise Tristana (Catherine Deneuve) findet eine Anstellung bei einem alten, reichen Mann (Fernando Rey) in Toledo. Doch der will bald immer mehr Betreuung von der jungen Frau, die schließlich mit einem Maler (Franco Nero) nach Madrid ausbüchst. Aber das Schicksal führt sie wieder zu dem alten Mann zurück, doch Glück bedeutet das keineswegs.(3001)jk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen