Kinotipps der Woche: Obligatorisch begrenzt
Indoor öffnen die Kinos nur zaghaft. Und auch für die Filmverleihe waren die Zusagen zu unsicher. Die wenigen Programme laufen vor allem Open Air.
S eit vergangenem Freitag dürfen in Berlin auch die Indoor-Kinos wieder öffnen. Mit einer Besucherobergrenze und den für Zuschauer:innen mittlerweile schon obligatorischen Test-, Impf- oder Genesungsnachweisen. Nur: Mit ganz wenigen Ausnahmen haben die Kinos momentan noch nicht auf. Woran liegt es? Die Branche benötigt Vorlauf.
Zwei bis drei Wochen dauert es realistisch, bis Kinobetreiber:innen ein tragfähiges Programm auf die Beine gestellt haben. Inwiefern sich der Betrieb unter den genannten Auflagen dann überhaupt rentiert, sei einmal generell dahingestellt. Da rechnet vielleicht jede/r anders. Auch die Filmverleihe benötigen klare und verlässliche Ansagen, ab wann, wo und unter welchen Umständen sie ihre Filme einsetzen können.
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Also das genaue Gegenteil der Politik bundesdeutscher Kleinstaaterei. Nicht, dass die entsprechenden Verbände dies der Politik nicht seit anderthalb Jahren ständig mitteilen würden. Es scheint den Entscheidungsträgern nur egal zu sein.
Die meisten Filmverleihe waren offenbar von bundesweiten Öffnungsterminen der Kinos entweder am 24. Juni oder 1. Juli ausgegangen, da gibt es mittlerweile sehr viele Starttermine. Einige Mutige legten Termine bereits auf den 17. Juni, am 10. Juni hingegen ist die Auswahl dann doch sehr eingeschränkt.
Immerhin: Das Kino Central möchte ab heute die Türen wieder öffnen und spielt den brisanten und beklemmenden Politthriller „The Mauretanian“ des britischen Regisseurs Kevin Macdonald, der sonst eher für seine Dokumentarfilme bekannt ist. Jodie Foster spielt darin eine amerikanische Anwältin, die es mit der sehr restriktiv agierenden Staatsmacht aufnimmt, um einem Mann beizustehen, der ohne Anklage im Gefangenenlager von Guantanamo festgehalten wird.
Und natürlich geht es dabei auch um die Frage, was denn die eigentlichen amerikanischen Grundwerte (und –rechte) sind (OmU, vom 10.-16. 6., um 20.30 Uhr im Central 2, um 21 Uhr im Central 1).
Open Air Mitte, die Freiluftvariante des Central, gehört zu den wenigen Kinos dieser Art, das momentan keine Berlinale-Filme spielt. Dort ist man stattdessen mit den klassischen Top-Arthouse-Filmen der vergangenen zwei Jahre unterwegs, zu denen man auch Benedict Andrews Film-Biografie „Jean Seberg – Against all Enemies“ zählen darf. Selbige konzentriert sich auf die Zeit Ende der 1960er Jahre, als die Unterstützung der Schauspielerin (überzeugend: Kristen Stewart) für die revolutionäre Black Panther Party sie zur Zielscheibe des FBI werden lässt.
Überwachung und Verleumdungen zerren an ihren Nerven, eine Fehlgeburt, Verfolgungswahn und Depressionen sind die Folgen. Das solide Biopic erklärt zwar nicht unbedingt die damaligen gesellschaftspolitischen Umschwünge in den USA, zeigt aber recht sinnfällig, wie der eigentlich recht unbedarfte Einsatz einer Schauspielerin für Bürgerrechte auf jenseits aller Proportionen liegende Maßnahmen eines repressiven Staatsapparates trifft (OmU, 14.6., 21.30 Uhr, Open Air Mitte).
Auch das Open Air Kino Waschhaus in Potsdam nimmt dieser Tage den Betrieb auf: Eröffnet wird am Freitag mit „SUB.TEXTE – Kampf um Freiräume“, einem Dokumentarfilm über subkulturelle Projekte und Initiativen in Potsdam. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter weisen jedoch darauf hin, dass man sich aufgrund der Registrierungsbestimmung für derartige Veranstaltungen in Brandenburg zunächst Online ein kostenloses Ticket besorgen muss (11. 6., 21.30 Uhr, Open Air Waschhaus Potsdam).
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