piwik no script img

Kino-Tips

Wem die ganze Weihnachts-Besinnlichkeit zuviel wird, kann sich immer noch ins Kino flüchten. Seit heute läuft der neue Helge-Schneider Film 00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter. Und besinnlich ist der bestimmt nicht. Wir zitieren die geniale Inhaltsangabe des Verleihs: Der geniale Kriminalist 00 Schneider wird eingeschaltet, als ein Zirkusclown heimtückisch vom Leben zum Tode befördert wird. Daß 00 Schneider sich des Falls annimmt, schmälert die Chancen des Mörders natürlich gewaltig. Aber ist dieser Fall erst ad acta gelegt, finden sich bestimmt noch andere Betätigungsfelder für Kommissar Schneider. Denn es passiert ja heute soviel Schlimmes.

Im Vorfeld der Filmpremiere ließ Helge Schneider, dieser geniale PR-Mann in eigener Sache, verlauten, es habe tatsächlich ein Drehbuch vorgelegen, auf das beim Drehen allerdings nicht mehr zurückgegriffen werden brauchte, weil der Inhalt abrufbereit im Kopf des Regisseurs vorlag. Darüber hinaus ließen sich die Produktionskosten nicht nur dadurch sparen, daß Schneider selbst vier Rollen, die Regie, Koautorenschaft sowie die Filmmusik selbst übernahm, sondern auch durch so einfache Kniffe wie den Verzicht auf Drehwiederholungen. Die Kamera bei diesem sicherlich profunden Werk hielt übrigens kein Geringerer als Christoph Schlingensief in Händen. Abaton, City, Hansa Bergedorf, Neues Cinema, Oase, Ufa

Mit nicht weniger als 60 Jahren Verspätung kommt jetzt ein früher französischer Film in die deutschen Kino. Titel: Zou Zou. Regie: Marc Allegret. Frankreich 1934. Darsteller: Jean Gabin, Josephine Baker u.a. Es geht um Liebe und Mord, um das Schaustellergewerbe und – wie könnte das bei einer Darstellerin Josephine Baker auch anders sein – um Revue. Und es geht um künstlerischen Erfolg und einen emotionalen Fehlschlag. Alabama, Do–Fr + So–Mi 20.15, Mi auch 18 Uhr

Bisher hatte H.C. Blumenberg den europäischen Autorenfilm – mit Verlaub – in gepflegte Langeweile übersetzt. Tausend Augen oder Sommer des Samurai etwa war gepflegtes, aber auch etwas leeres Unterhaltungskino, im letzteren Fall gar mit einer gehörigen Prise New Age versetzt. Mit Rotwang muß weg, seinem aktuellen Film, hat sich Blumenberg nun aber vom Erzählkino abgewandt. Dieser Schritt folgte zum Teil der puren Not, denn auch für Blumenberg fließen die Förderungsmittel nicht mehr so ohne weiteres. Bei Rotwang mußte er mit 390.000 Mark Etat auskommen. Dem Film tat das aber gut, für kein anderes seiner Werke bekam Blumenberg so einhellig wohlwollende Kritiken. Inzwischen hat der frühere Zeit-Kritiker schon seine nächste Billigproduktion abgedreht:Beim nächsten Kuß knall ich ihn nieder, eine Hommage an den Regisseur und Schauspieler Reinhold Schünzel, der vor den Nazis nach Amerika flüchten mußte. Savoy, Zeise

Auf zwei Klassiker, die anzusehen sich immer lohnt, sei noch verwiesen. Im Lichtmeß läuft die Reifeprüfung (heute, Do., 21 Uhr), mit Dustin Hoffman, der einzig wahren Version des Alfa Romeo Spider und natürlich der bekannten Dudelmusik von Simon & Garfunkel. Das Metropolis zeigt zudem eine der Mütter der screwball comedies: die wirklich brillante Komödie Leoparden küßt man nicht von Howard Hawks (Sa. 21.15 Uhr + So. 22.30 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen