: Kinderschwund in Gröpelinger Kitas
■ Weil in Gröpelinger Kitas nach der Gebührenerhöhung 100 Kinder fehlen, muß ein Haus dichtmachen
Plakate hängen seit gestern im Kindertagesheim (KTH) an der Gröpelinger Wischhusenstraße – aus Protest gegen die plötzlich geplante Schließung. Dabei ist das Aus für die Wischhusenstraße längst beschlossene Sache. „Wir mußten einfach handeln“, sagt Angelika Koppelmeyer, Sachgebietsleiterin im Amt für soziale Dienste Mitte/West. Denn den sechs städtischen KTHs in Gröpelingen fehlen schlichtweg Kinder, 100 sind es insgesamt. In der Wischhusenstraße sind 20 Plätze frei. Die grüne Jugendpolitikerin Maria Spieker schlägt bereits Alarm: „Daran muß die neue Gebührenerhöhung schuld sein.“
Tatsächlich melden in Gröpelingen nur noch 77 Prozent der Eltern ihre Kinder an – in anderen Stadtteilen sind es bislang 90 bis 95 Prozent. Jetzt sollen die 55 Kinder aus der Wischhusenstraße Lücken in anderen KTHs füllen, „weil das über 60 Jahre alte Gebäude ohnehin saniert werden muß. Wir denken da über eine andere Stadtteilnutzung nach“, erklärt Angelika Hoppelmeyer vom Amt. Drei neue KTHs seien bereits in den letzten Jahren in Gröpelingen enstanden, jetzt sei aber „Löcher stopfen“angesagt.
Doch woher die Löcher kommen, will im Amt niemand so recht sagen. „Vielleicht können viele Gröpelinger die neuen Gebühren ja doch nicht zahlen“, mutmaßt Angelika Koppelmeyer vorsichtig. Zwar müßten sozial Schwache, nach den neu sozial gestaffelten Gebühren, nur bis zu 50 Mark pro Monat für ein Kind zahlen. „Aber vielleicht ist das zu viel. Wir wissen ja nicht, was die Leute in Gröpelingen noch so im Portemonnaie haben.“
Doch solche Rechnungen wehrt das zuständige Sozialressort sofort ab. „Der Rückgang kann vielschichtige Gründe haben“, sagt Olaf Joachim, Sprecher von Sozialsenatorin Christine Wischer. Auch Heidemarie Rose, Kita-Amtsleiterin im Sozialressort, sieht in den Gröpelinger Zahlen „keine Schreckensnachricht.“Vielmehr setzt sie auf Informationsbedarf: „Wir müssen ausländische Frauen mal wieder informieren. Außerdem muß man immer mal mit Anmeldeschwankungen rechnen,“sagt sie.
„Das sind Ausreden“, ärgert sich dagegen Maria Spieker, jugendpolitische Sprecherin der Grünen. Früher hätten die Gröpelinger sogar zuwenig Kitaplätze gehabt. Nicht die SozialhilfeempfängerInnen sondern die „niedrige Mittelschicht“leide unter den neuen Gebühren: Viele aus dieser Gruppe müßten jetzt bis zu 100 Mark mehr pro Kind und Monat zahlen.
In der Neustadt, im Viertel und gar in Huchting liegt die Anmeldequote bislang zwischen 90 und 95 Prozent. Erst im April will das Sozialressort genaue Anmeldezahlen für August bekanntgeben. Noch im vergangenen Herbst hatte der Senat ein „Notprogramm“mit zusätzlichen 900 Plätzen beschlossen, um die Nachfrage nach Kita-Plätzen wegen des neuen Rechtsanspruches überhaupt decken zu können. Bis zum Jahr 1999 sollten weitere 2.300 Plätze geschaffen werden. „Diese Zahlen müssen wir noch mal überdenken“, gibt Heidemarie Rose vom Sozialressort zu. „Vielleicht pendelt sich die Nachfrage ja bei nur 90 Prozent ein“, sagt sie. Abfallende Trends hatten die Grünen schon im Herbst prophezeit: Nicht fehlende Kita-Plätze werden das Problem sein, sondern die Gebührenerhöhung selbst.
Die Eltern aus der Wischhusenstraße wollen nicht einsehen, daß gerade ihr Haus geschlossen werden muß: Sie kündigen weitere Proteste an. Katja Ubben
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