Kinderhort : Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Kindertheater? Da gibt’s was. Das Weddinger Atze-Musiktheater widmet sich in dieser Saison der Liebe. Wer Kinder hat, weiß, wie intensiv dieses Gefühl schon bei kleinen Mädchen und Jungen sich zeigt: mit roten Köpfen, „Willst du mit mir gehn? JA NEIN (Bitte ankreuzen)“-Zetteln im Schulrucksack. Manchmal leider auch mit nervösem Brechreiz, wenn der oder die Angebetete plötzlich im Supermarkt vor einem steht.
„Ben liebt Anna“, das Buch von Peter Härtling, gilt als Einstiegslektüre für liebeskranke Kinder ab acht. „Ben liebt Anna“ heißt auch die aktuelle Inszenierung des Atze-Theaters. Auf der sehr, sehr großen Bühne des Max-Beckmann-Saals wird zwei Stunden lang die Geschichte der beiden erzählt. Anna, die mit ihrer Familie aus Polen gekommen ist, von den Mitschülern dem Schmäh-Mainstream geopfert wird und der der Junge Ben beispringt. Eine Geschichte, in der die beiden tatsächlich eine Romanze miteinander erleben, Händchen halten und scheue Küsse tauschen. Und am Ende doch voneinander lassen müssen, weil Annas Vater in einer anderen Stadt Arbeit gefunden hat.
Die Berliner Inszenierung geht sehr flott voran. Nahezu jede dramaturgische Wende wird dabei mit einem Erklärsong abgeschlossen, das Bühnenbild ist klar strukturiert, und Anna-Darstellerin Erika Spalke singt und spielt gut konturiert. Nur Michael Meyer als Ben könnte etwas weniger Trotzköpfchen-Attitüde zeigen.
Zu all dem spielt die Band im Hintergrund, und wenn am Ende die Bühnenmöbel noch einmal umgestellt werden, erscheint das Four-Letter-Word. Ja, LOVE is the answer. Für Ben, für Anna und für das unglaublich begeisterte minderjährige Publikum. Das allerdings im Anschluss beruhigt erklärte, die befürchtete Nacktszene aus dem Buch nicht vermisst zu haben.