: Kinder vor der Kiste
■ Um werben zu dürfen, benennen Fernsehsender infantile Serien um
Kinder und Werbung – ein traditioneller Zankapfel. Institutionen wie der Kinderschutzbund fordern seit Jahren, die Werbung aus dem Umfeld der Kinderprogramme zu verbannen. Tatsächlich dürfen Kindersendungen nicht für Werbung unterbrochen werden. Die Privatsender deklarieren seither allerdings infantile Serienleisten wie „Bim Bam Bino“ (Kabel 1) als Familienprogramm. Treuherzig verweisen außerdem Sprecher der Werbezeitvermarkter wie etwa Andreas Kühner (IPA plus) darauf, daß sich mit Werbung, die sich gezielt an Kinder richte, kaum Geld machen lasse: Von den 8,6 Milliarden Mark, die die Spotwerbung Deutschlands Privatsendern 1995 brutto beschert hat, stammen laut Marktforscher Nielsen S+P lediglich 70 Millionen Mark aus der Werbung für Produkte, die sich eindeutig Kindern zuordnen lassen – Spielzeug etc.
Insgesamt werden die Bruttoeinnahmen im Kinderprogramm cirka das Dreifache gebracht haben; das entspricht rund zwei Prozent der Werbeumsätze – „das sind natürlich Peanuts“, so Kühner.
Den größeren Teil ihrer täglich durchschnittlich rund 100 Fernsehminuten – davon entfallen nach Angaben der Werbewirtschaft maximal neun Minuten auf Werbespots – verbringen die Kinder ohnehin mit Programmen, die sich an ältere Geschwister und Eltern richten. An Werktagen sehen Kinder vor allem zwischen 18 und 19 Uhr fern, an Samstagen liegt das kindliche Nutzungsmaximum um 21 Uhr: Da sitzen noch weit über 1,5 Millionen Kinder zwischen drei und 13 Jahren in Deutschland vor den Bildschirmen. Die Prime time aber werden die Privatsender unter Garantie niemals zur Werbeschutzzone erklären – da könnten sie ja auch gleich Konkurs anmelden. tpg
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