: Kim Il Sung im „Gedächtnispalast“
■ Jahrestag seines Todes / Kim Jong Il im Mittelpunkt
Seoul (dpa) – Das stalinistische Nordkorea hat bei seinen Feiern zum ersten Jahrestag des Todes seines „Großen Führers“ Kim Il Sung keinen Zweifel daran gelassen, daß dessen designierter Erbe und ältester Sohn Kim Jong Il die politische Kontrolle ausübt. Das staatliche nordkoreanische Fernsehen übertrug am Samstag aus Pjöngjang direkt eine Zeremonie, bei der Kim Jong Il ein rotes Band zerschnitt und damit einen mausoleumsartigen „Gedächtnispalast“ für seinen Vater eröffnete. In dieser Halle ist jetzt die einbalsamierte Leiche Kim Il Sungs aufgebahrt. Offiziellen Angaben zufolge nahmen Zehntausende von Menschen an der Feier teil.
Aber auch nach diesen Gedenkfeiern für Kim Il Sung am Samstag blieb offen, wann Kim Jong Il bei der ersten dynastischen Erbfolge in einem kommunistisch regierten Land offiziell die Macht voll antreten wird. Der am 8. Juli 1994 nach fast 50 Jahren Alleinherrschaft an einem Herzinfarkt gestorbene Staats- und Parteichef Kim Il Sung hatte Kim Jong Il 20 Jahre zu seinem Nachfolger aufgebaut.
Das nordkoreanische Fernsehen zeigte zwar, wie sich Kim Jong Il und andere Spitzenfunktionäre tief über den mit Fahnen geschmückten Sarg Kim Il Sungs beugten. Nicht zu sehen war aber das Gesicht des im Alter von 82 Jahren Verstorbenen. Sein Sohn Kim Jong Il hatte in den letzten zwölf Monaten die Öffentlichkeit gemieden. Am Samstag und bei einer am Freitag abend in einem Stadion vorausgegangenen anderen Gedenkfeier für Kim Il Sung war Kim Jong Il aber immer wieder groß im Fernsehen zu sehen.
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