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Kidnapper melden sich per Tonband

■ Die Rebellen in Kaschmir übermitteln ein Lebenszeichen von den angeblich todkranken Geiseln. Sie fordern von den indischen Behörden jetzt nur noch die Freilassung von 15 Gesinnungsgenossen.

Srinagar (AFP) – Drei der fünf in Kaschmir entführten westlichen Touristen, darunter auch der Deutsche Dirk Hasert, sind nach Angaben der Geiselnehmer schwer krank und stehen möglicherweise kurz vor dem Tod. „Die Männer haben seit drei Tagen nichts gegessen, und ihr Zustand verschlechtert sich zusehends“, hieß es in einer auf Tonband übermittelten Erklärung der radikalen muslimischen Rebellengruppe Al- Faran, die am Samstag in Srinagar mehreren Nachrichtenagenturen übermittelt wurde.

Auf dem Tonband ist auch die schwache Stimme der US-Geisel Donald Hutchings zu hören. „Ich wurde angeschossen. Ich kann nicht viel sprechen. Ich bin durcheinander. Mein Bein ist schwer verwundet. Die Lage ist für uns gefährlich“, sagt Hutchings.

Die Geiselnehmer erklärten auf dem Tonband weiter, wenn ihre Gefangenen nicht sofort ärztlich behandelt würden, müßten sie sterben. Für ihren Tod wäre die indische Regierung verantwortlich. Die Rebellen erklärten sich zugleich bereit, als Gegenleistung für die Freilassung der Männer nur noch auf der Haftentlassung von 15 statt 21 Gesinnungsgenossen zu bestehen.

Der Erklärung der Rebellen waren zwei Farbfotos beigefügt. Sie zeigen den entführten US- Amerikaner mit mehreren blutdurchtränkten Verbänden. Auf dem anderen Foto ist zu sehen, wie einem der beiden britischen Gefangenen eine Glukose-Infusion verabreicht wird. Der Brite und der US-Amerikaner wurden laut Al-Faran bei einem Schußwechsel mit indischen Sicherheitskräften verletzt, als diese versucht hätten, ein Lager der Rebellen zu stürmen. Die indische Polizei hatte den Vorfall stets dementiert. Die Entführer hatten Anfang Juli zwei Briten, einen US-Amerikaner, einen Norweger und einen Deutschen in ihre Gewalt gebracht.

Wie die indischen Behörden mitteilten, wurden bei einer Schießerei nahe der südkaschmirischen Stadt Doda zwei Regierungssoldaten und drei Rebellen verletzt. Zu dem Gefecht sei es gekommen, als die Soldaten ihre Suche nach den Geiseln verstärkt hätten und dabei in einen Hinterhalt der Rebellen geraten seien.

Am Samstag hat in Kaschmir unter hohem Sicherheitsaufgebot der bislang größte Hindu-Pilgerzug begonnen, der auch die Stadt Pahalgam berührt, wo die Geiseln entführt worden waren. Nach offiziellen Angaben versammelten sich etwa 10.000 Gläubige in Jammu, um zu einem Altar in einer Höhle im Himalaya zu reisen. Wegen Anschlagsdrohungen der Rebellen sorgten 40.000 Soldaten entlang der Route für den Schutz der Pilger.

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