: Khalil Rabah, Ramallah, bildender Künstler
Kunst braucht Krise. Man muss sicher nicht unterdrückt sein, um Kunst zu schaffen, aber jeder Künstler möchte über das Gewöhnliche hinausgehen. Selbst die Idee des Friedens kann langweilig werden. Ein Beispiel: Als die Palästinensische Autonomiebehörde geschaffen wurde, erhielten wir auch das Recht auf eine eigene Flagge. Wenige Monate später waren die Flaggen ausgeblichen und zerschlissen, weil keiner sich mehr darum kümmerte. Dabei hatte sich nichts wirklich verbessert. Die Gefahr liegt in der symbolischen Aufladung von „Frieden“ oder „Flagge“. Es muss möglich sein, diese Begriffe zu dekonstruieren und zu verändern. „Wir wollen Palästina!“ zu schreien, reicht nicht aus. Verschafft „Palästina“ mir Gerechtigkeit, verschafft es mir das Recht, mich frei auszudrücken? Was wirklich wichtig ist, ist uns abhanden gekommen, geblieben sind nur die Symbole.
AUFGEZEICHNET VON MARTIN HAGER