■ Standbild: Keuchende Körper
„GSG 9 – Männer ohne Gesicht“, Di., 22.45 Uhr, Pro 7
Apokalypse hin oder her, Deutschland habe dank seiner GSG-9-Truppe in Zukunft nichts zu befürchten, ließ Pro 7 vernehmen und hauchte mit diesen Worten der halbstündigen Reportage über die „Männer ohne Gesicht“ zumindest nachträglich Substanz ein. Zur Erinnerung an den bevorstehenden Untergang hatte Hendrik Hey zuvor seine „History“-Sendung mit einem Jahrtausendwende-Countdown abmoderiert, vom anschließend plazierten „Millenium“ – Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst“ ganz zu schweigen. Gegen das, was kommt, sind Mogadischu und München nur Fliegenschiß. Deshalb also nichts wie ab nach Orlando/Florida zu einem Wettkampf internationaler Elitetruppen, aus dem die GSG-9-Mannschaft zwar leider nicht, in Anlehnung an Dominik Grafs gleichnamigen Film, als „Sieger“ hervorging, aber doch immerhin Vierte wurde. Dabei wurden die aus einschlägigen Ballerstreifen bekannten Aufgaben (schnell und schreiend schießen, durch Schlamm robben, Seile hochklettern, Sandsäcke schleppen und durch Autoreifen hüpfen) für Einsteiger ausgiebig präsentiert und durch pulsierende Rhythmen auch für Jugendliche kompatibel gemacht. Das Sprachrohr des deutschen Teams, dessen Gesicht zwar nicht fehlte, aber doch zum Großteil in einer jener allseits bekannten Wollmasken steckte, sprach „sag' ich mal“ seinen Text über den Job im allgemeinen und den Wettkampf in Orlando im besonderen. Dort trug es sich schließlich nach hitzigem Gefecht zu, daß völlig überraschend fünf nackte GSG-9- Oberkörper vor der Kamera keuchten. Und das lange genug, um sorgenvolle Gedanken an Milleniumbug, Bunkerbau und Hamsterkauf für einen Augenblick vergessen zu machen. Monie Schmalz
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