: Ketten für Werder
■ Probelauf des Verkehrs-Beruhigungs-Konzeptes für die Werder-Heimspiele
„Angenehm überrascht“ war ein Anwohner der Braunschweiger Staße, als er am Samstag nachmittag mit seinem Motorrad noch einen Abstellplatz vor seiner Haustür fand. „Normalerweise stehen die hier in Reihen, und möglichst noch quer.“ „Astrein“ findet er deshalb auch das Verkehrsberuhigungskonzept, in dessen Rahmen am letzten Samstag für die Dauer des Fußball-Spiels gegen Leverkusen erstmals zehn Anliegerstraßen in der Nähe des Weserstadions gesperrt wurden.
Um den Anliegern die Belästigung durch die Autos der Werder -Fans zu ersparen, hat der Bremer Innensenator gemeinsam mit dem Ortsamtsleiter Bremen Mitte/Östliche Vorstadt und dem SV Werder ein Park+Ride-Konzept entwickelt: Mit dem Auto sollen StadionbesucherInnen nur bis zu eigens gekennzeichneten Parkplätzen in Hemelingen fahren. Von dort können sie sich mit Bussen zum Fußballspiel bringen lassen. Ketten vor den kleinen kopfsteingepflasterten Anliegerstraßen des Stadions sollten die Auto-Fans davon abzuhalten, hier nach Parklücken zu suchen.
Doch etliche AnwohnerInnen sahen sich am Samstag vor Ketten, die ihnen die Einfahrt in ihre eigene Straßen verwehrten, andere hatten von der Maßnahme überhaupt nichts gemerkt.
Edzard H. hat in der Wernigeroderstraße die Kette aufgehängt. Das offensichtliche Desinteresse der meisten AnwohnerInnen erklärt er sich unter anderem mit der negativen Presse. Als „Hilfssheriffs“ fühlten sich engagierte Anwohner mißverstanden.
Und so erklärt auch ein Bewohner der Braunschweigerstraße: „Wir finden's gut, aber nicht, daß die Anwohner selbst dafür sorgen müssen.“ Das sei doch eigentlich Aufgabe des Vereins, meint er.
Daß es um Hilfs-Polizei-Dienste nicht gehe, betonte Dietrich Heck in einem Rundschreiben, das am Samstag in den Briefkästen der AnwohnerInnen lag. „Bitte versuchen Sie nicht, Werder-Besucher massiv zu behindern.“ Das wäre auch ordnungswidrig, und deswegen hoffen die engagierten Anwohner, die sich für die Ketten-Aktion gemeldet haben, auf die „symbolische Kraft“ der Absperrungen.
uf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen