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■ NOCH 3367 TAGE BIS ZUM JAHR 2000Ketchup in der Wüste

Die spinnen, die Spanier! In dem katalanischen Ort Esplugues stellten die Marktverkäufer in zwölfstündiger Arbeit eine 1.992 Meter lange Wurst her. Dazu verbrauchten sie 1.500 Kilo Fleisch, 200 Liter Wasser sowie 20 Kilo Salz, Pfeffer und andere Gewürze. Anschließend wurde die riesige „Butifarra“, Katalaniens berühmt-berüchtigte Schwartenmagenwurst, auf einem 100 Meter langem Holzkohlengrill gebraten und in kleinen Happen an 15.000 Schaulustige verfüttert.

In Madrid stehen sie mehr auf Rohkost. Die beiden Köche Pedro Larumbe und Tomas Herranz rührten in der spanischen Hauptstadt den größten Salat der Welt zusammen. Nach Angaben der Köche wurden jeweils 300 Kilo Mais und Tomaten, 150 Kilo rote Paprika sowie 75 Kilo Zwiebeln und Spargel zusammengemixt. Als Salatschüssel diente ein rostfreier Stahlbehälter mit fünf Metern Durchmesser.

Vielleicht sollte man ein paar der kochenden Spanier an den Golf schicken, denn dort werden gerade Nahrungsmittel in gigantischen Mengen benötigt. Der britische Botschafter und der Konsul, die sich immer noch in der eingeschlossenen Botschaft in Kuwait aufhalten, leben von Thunfisch in Dosen, Frankfurter Würstchen und selbstgezogenem Gemüse sowie Pasta und Reis. Wie die in England lebende Mutter des Konsuls sagte, verfügen die beiden nach ihrem Wissen noch über Nahrung für einen Monat.

Auch die GIs in Saudi-Arabien haben Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Dem Murren der US-Soldaten über ihre Einheitsverpflegung aus den Armee-Dauerbeständen soll jetzt mit der Aufstellung von Schnellimbissen im Wüstensand abgeholfen werden. „Es mußte irgendwas passieren“, meinte dazu ein US-Versorgungsoffizier in Anspielung auf die miese Stimmung unter den hitzegeplagten Soldaten. Die meisten US- Einheiten werden bislang mit traditioneller Fertigkost mit Haltbarkeitsdaten von drei Jahren, bei der Fleischration sogar von fünf Jahren versorgt. Nun soll den US-Truppen mit den Fastfoodbuden ein Stück heimatlicher Eßkultur in der Wüste zuteil werden. Nach der Planung wird die saudi-arabische Halbinsel mit insgesamt 80 Imbißständen im Umfeld der US-Stellungen überzogen werden. Die ersten sieben Buden sollen schon nächste Woche betriebsbereit sein. Dann können sich die frustrierten GIs endlich wieder vollstopfen wie zu Hause, mit Hamburgern, Brathähnchen, Pommes Frites, Pizza, Apple Pie — und Ketchup über allem. Karl Wegmann

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