: Kenias Polizei schießt scharf
■ Mindestens zehn Tote bei pro-demokratischen Protesten / Regierung erklärt den „totalen Krieg“
Nairobi (afp/ips) - Kenias Anwälte boykottieren zwei Tage lang landesweit alle Gerichte und Gerichtshöfe. Mit dieser Aktion wollen sie symbolisch dagegen protestieren, daß verschiedene Anwaltskollegen „aufgegriffen und von der Polizei ungesetzlich festgehalten“ worden seien. In einer Erklärung, die von dreißig Mitgliedern der kenianischen Anwaltskammer unterzeichnet wurde, wird die Regierung zudem aufgefordert, unverzüglich alle politischen Inhaftierten ohne Gerichtsverfahren zu entlassen. Bei den Zusammenstößen zwischen Polizei und Befürwortern eines Mehrparteiensystems sind seit dem Wochenende mindestens neun Menschen getötet worden. Wie die beiden von der Regierung unabhängigen Tageszeitungen 'The Nation‘ und 'The Standard‘ am Dienstag berichteten, kamen am Montag sechs Menschen ums Leben, am Sonntag waren nach Angaben der Zeitung 'Daily Nation‘ bereits drei Menschen gestorben. In Polizeiberichten war am Dienstag von zehn Toten die Rede. Der 'Standard‘ veröffentlichte das Foto eines Schülers, der in Ndenderu ungefähr zwanzig Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi von der Polizei getötet worden war.
Auch in der Nacht zum Dienstag kam es in mehreren Slums der Hauptstadt Nairobi, vor allem in Mathare, zu Auseinandersetzungen. Nachdem die Regierung härtere Maßnahmen angedroht und auf diese Weise eine Demonstration in einer Vorstadt aufgelöst hatte, blieben die Geschäftsviertel gestern jedoch weitgehend ruhig. Die Regierung habe den Banditen den „totalen Krieg erklärt“ und die Polizei ermächtigt, die Bevölkerung vor den Rowdies zu schützen, deren Ziel Diebstahl und Zerstörung sei, vermeldete die Regierungszeitung 'Kenya Times‘ unter Berufung auf ein Regierungskommunique. In einer Regierungserklärung vom Montag wurden die USA scharf angegriffen, weil sie einem Regimekritiker vorübergehend Asyl in der US-Botschaft gewährt und sich in innere Angelegenheiten eingemischt hätten. Mit 50 Millionen US -Dollar Wirtschaftshilfe pro Jahr ist der ostafrikanische Staat einer der engsten Verbündeten der USA in Afrika südlich der Sahara.
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