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Kenia vor Bürgerkrieg?

■ Tote bei eskalierendem Landkonflikt

Berlin (taz) – Der Landkonflikt zwischen Regierungsanhängern und -gegnern in der kenianischen Provinz Rift Valley eskaliert. Zehn Menschen starben in der Nacht zum Mittwoch, als bewaffnete Angehörige des Massai-Volkes das Dorf Longonot in der Region Kigecha angriffen und mehrere Häuser anzündeten. Es starb unter anderem der 90jährige Wainaina Wandagi zusammen mit seinen Verwandten in seinem Haus. Nach den nächtlichen Angriffen flohen am Mittwoch Hunderte Menschen vor den mit Macheten bewaffneten Milizionären. Im Rift Valley wurden seit 1991 bis zu einer Viertelmillion Mitglieder der als oppositionsfreundlich geltenden Kikuyu- Ethnie von ihrem Land vertrieben; seit Dezember läßt die kenianische Regierung auch die Flüchtlingslager der Vertriebenen gewaltsam auflösen.

Die Vertreibung Hunderter Kikuyu-Flüchtlinge aus improvisierten Lagern bei Nairobi Anfang Januar war zuvor bei der kenianischen Opposition wie auch bei der US-amerikanischen Botschaft und der UNO auf scharfe Kritik gestoßen (taz vom 7.1. 1995). Kenias Staatspräsident Daniel Arap Moi hatte darauf mit der Behauptung geantwortet, die Opposition plane einen „Guerillakrieg“ in mehreren Städten. In einer gemeinsamen Stellungnahme sagten jetzt über zwanzig zur Opposition gehörende Parlamentarier, seit dieser Erklärung habe die Gewalt in den von Moi benannten Städten schlagartig zugenommen. Auch das Friedenskomitee der Katholischen Bischofskonferenz erklärte, seit zwei Wochen häuften sich „nächtliche Überfälle“ in Kenia. „Bewaffnete Raubüberfälle, Lynchjustiz, Zusammenstöße charakterisieren die Lage“, hieß es in der Erklärung. „Dieses Rezept für zivilen Unfrieden gleicht den Ereignissen in Ruanda.“ D.J.

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