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■ SoundcheckKeith Secola

Gehört: Keith Secola. Der Singer/Songwriter Keith Secola ist eine in großer Vielschichtigkeit schillernde Figur. Er ist nicht einfach festzulegen, weder darauf, ihn einen normalen Folkmusiker nennen zu können, noch auf seine Native-American-Abstammung. Natürlich, die Liste seiner Aktivitäten, den Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner zu ihrem kulturellen und politischen Recht zu verhelfen, ist vielfältig, und seine Musik enthält eine Vielzahl von traditionellen Elementen, was sich ja schon auf den ersten Blick der Zusammensetzung seiner aktuellen Begleitband The Wild Band Of Indians ablesen läßt. So einen Musiker wie Mootie Singuah, der im überlieferten indianischen Stil Gesänge anstimmt und dazu traditionelle Trommeln schlägt, hat eben nicht jeder in seiner Formation. Zudem transportieren Secolas Texte die aktuellen Probleme der Native Americans. Aber daraus eine in sich geschlossene – „indianische“ – Identität zu basteln geht eben auch nicht. Seine Musik ist genausosehr, wenn nicht noch mehr von „weißen“ Einflüssen bestimmt. Das Konzert am Mittwoch im vollbesetzten Knust war denn auch von einer großen Vielfalt der Mittel und Stile bestimmt. Auf ein entrückt klingendes Flötenspiel folgte ein Gitarrensolo, das sich in vielfältigen Variationen verlor, folgte ein hypnotisch-monotones Trommelschlagen, folgte ein schweinemäßig abrockender Song mit kleinem Publikums-Mitgröl-und-Mitklatsch-Refrain, folgte ein Folkmusik-Cover. Hin und wieder stellte sich im Kopf des Betrachters ein befremdliches Vexierbild ein: Er wähnte sich manchmal tatsächlich in den endlosen Weiten der Prärie – und dann plötzlich doch nur wieder in deren nachgebauten Kulissen in irgendeiner synthetischen Touristenattraktion. Überhaupt ist es schwer zu entscheiden, ob das Konzert nun gut war oder nicht, zu disparat sind bei Keith Secola die Einzelteile. Manche Momente – wenn die Elemente ein Zusammenspiel eingingen – waren groß, manchmal hatte Secola eine nicht gefallen wollende Würde in der Stimme, manchmal war es Schweinerock. Merkwürdig.

drk/Foto: JMS

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