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Archiv-Artikel

Keine frohe Botschaft für Arbeiter

Berlin geizt mit gesetzlichen Feiertagen: Heute, am Dreikönigstag, müssen die Katholiken arbeiten, genauso wie die Muslime am Opferfest kommende Woche. Wer feiern will, sollte Urlaub beantragen

von SANDRA COURANT

Der heutige 6. Januar ist ein Freitag – aber frei haben die Berliner nicht. Den Einwohnern Bayerns, Baden-Württembergs oder auch Sachsen-Anhalts geht es da besser: Sie feiern heute das Fest der Heiligen Drei Könige – und dürfen zu Hause bleiben.

Dass der Dreikönigstag bei den Katholiken zu den so genannten Hochfesten gehört, davon merkt man in Berlin wenig. „Der 6. Januar ist ein ganz normaler Arbeitstag. Wer freihaben will, muss sich Urlaub nehmen“, beschreibt Martin Steltner von der Senatsverwaltung für Inneres die Gesetzeslage. Der öffentliche Dienst muss also schuften. Einige der Unternehmen hingegen kommen ihren Mitarbeitern mit modernen Arbeitszeitmodellen entgegen. So können Katholiken bei DaimlerChrysler ihre Gleitzeit nutzen, um morgens in die Kirche zu gehen. Die Deutsche Bahn zieht diese Stunden einfach vom Arbeitszeitkonto ab.

Einzig junge Katholiken profitieren von dem Fest. Die 29 katholischen Schulen der Stadt sind heute geschlossen. Katholische Schüler staatlicher Schulen können sich auf Antrag vom Unterricht befreien lassen. „Die meisten machen das“, sagt Jens Stiller, der Sprecher der Schulverwaltung. Katholische Lehrer können sich für den Kirchenbesuch immerhin die ersten beiden Stunden freinehmen – allerdings mit Verdienstausfall.

Mit nur neun gesetzlichen Feiertagen gehören die Berliner zu den Arbeitstieren Deutschlands. Leidensgenossen sind die beiden anderen Stadtstaaten Bremen und Hamburg sowie Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Alle anderen Bundesländer haben mehr Feiertage – allen voran die katholischen.

Doch selbst die Kirche in Berlin will den 6. Januar nicht als gesetzlichen Feiertag durchsetzen. „Wenn die Feiertage aller Religionsgemeinschaften für alle frei wären, dann müsste hier in Berlin keiner mehr arbeiten“, sagt Stefan Förner vom Erzbistum Berlin. Wichtiger sei es, so Förner, dass die katholischen Arbeitnehmer nach Dienstschluss in die Kirche gehen könnten. Deswegen werde in vielen Gemeinden der Gottesdienst abends gefeiert.

Vier Tage nach dem Dreikönigstag feiern die Muslime das Opferfest. Nach dem Zuckerfest, das das Ende des Fastens im Ramadan begeht, ist es der zweithöchste Feiertag im Islam. Den Berliner Muslimen geht es dabei wie den Katholiken. Auch für sie ist der 10. Januar ein regulärer Arbeitstag. Wer feiern will, muss sich Urlaub nehmen. „Das machen aber nur rund zehn Prozent der Muslime, die in türkischstämmigen Unternehmen arbeiten“, sagt Bahattin Kaya, Vorsitzender des Türkisch-Deutschen Unternehmerverbandes Berlin Brandenburg. Rund die Hälfte der Muslime käme erst nach dem Moscheebesuch zur Arbeit (siehe Interview).

Schüler haben’s gut

Wie die katholischen können auch muslimische Schüler an ihrem Festtag nur auf Antrag zu Hause bleiben. Die Ausnahme bilden viele Schulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schüler. So haben auf der deutsch-türkischen Aziz-Nesin-Europaschule in Kreuzberg muslimische Kinder am Opferfest automatisch schulfrei.

Damit der Unterricht komplett ausfallen kann, fordert die Schule die muslimischen Eltern in einem Brief dazu auf, die deutschen Kinder zu ihren Feiern einzuladen. Die muslimischen Lehrer müssen aber arbeiten. „Trotzdem ist das Opferfest bei uns ein besonderer Tag“, betont Schulleiterin Christel Kottmann-Mentz. „Wir fangen später an, und unsere muslimischen Kollegen laden uns zum Frühstück ein.“