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Keine Zufälle

■ betr.: „Lieben Gruß, Ihre Eury dike“ (Filmkritik zu Krzysztof Kieslowskis Film: „Drei Faben: Blau“), taz vom 4.11.93

Gleich im ersten Absatz wird deutlich, daß sich die Schreiberin nur mit Mühe bremsen kann. Jedoch nicht nur die Polemik läßt Zweifel aufkommen; es sind zwei harte Vorwürfe, die der Regisseur ungerechterweise über sich ergehen lassen muß: Der Vorwurf der Serien- Produktion und dann das schon Beinahe-Schimpfwort des inhaltlichen Zufalls.

Über den Zufall muß sich ein Mann wie Kieslowski ganz sicher keine Gedanken mehr machen. Und Gott sei Dank gibt es viele Menschen, die diese Wahrnehmungsgrenze überschritten haben und dieses Wort, außer in der Negation, nicht mehr sinnvoll in Sprachzusammenhang stellen können.

Das auf Ego-Fixierung ausgerichtete Individuum reagiert auf eine Situation der es sich nicht gewachsen sieht entweder mit Selbstüberschätzung (wozu auch Selbstmord zählt) mit entsprechend fatalen Folgen, oder aber es hält an seinem Ego nicht länger fest. Mit diesem Nicht-Festhalen setzt sich Kieslowskis Film vielschichtig und auf ausgesprochen meisterhafte Art auseinander, während die Verfasserin des Artikels in die Falle der Selbstüberschätzung geht. W. Minarzik, Berlin

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