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■ KommentarKeine Versüchtelung!

Das Brimborium, das in den Medien derzeit um die Designer-Droge Ecstasy gemacht wird, gleicht einer PR-Kampagne. Wenn dieses Zeug bislang nicht der angesagte Stoff war, jetzt wird er es. Die Profis aus der Suchtkrankenhilfe sollten sich hüten, nur mit einer Bahnsteigkarte bewaffnet auf diesen Werbefeld-Zug aufzuspringen – auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld in einer versüchtelten Welt.

Was mit der „akzeptierenden Drogenarbeit“ mühsam aufgebaut wird – die Anerkennung der Süchtigen als autonome Persönlichkeiten, die ganz und gar nicht willenlos sind – darf nicht durch wilde Spekulationen über ein neues Suchtmittel zerdeppert werden. Sucht entsteht nicht aus heiterem Himmel und auch nicht allein aus der biochemischen Wirkung eines Stoffes. Sucht ist eine soziale Konstruktion, die diszipliniert und Arbeitsplätze schafft – in Beratungsstellen, Entwöhnungskliniken und Knästen.

Weshalb kann man nicht Ecstasy als die Droge unserer Zeit einfach akzeptieren? Wenn man sie aus dem düsteren Umfeld der Illegalität heraushält, wird sie auch nicht zur Einstiegsdroge zu anderen Suchtmitteln, die ihre fürchterliche Wirkung ohnehin nur entfalten können, weil sie verboten und verschnitten sind.

Die Hamburgische Landesstelle gegen die Suchtgefahren und das Büro für Suchtprävention sind wollen zu Recht das „Ecstasy-Problem“ entdramatisieren. Wenn ihre Maßnahmen durch massenmediale Suchtgeilheit und wildgewordene Politiker konterkariert würden, wäre das der altbekannte Weg in die drogenpolitische Sackgasse.

Jürgen Oetting

Siehe Seite 22

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