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Archiv-Artikel

Keine Verbrecher

Betr.: Protest gegen Studiengebühren sowie die Reaktionen von Uni und Polizei, taz hamburg , diverse Berichte

Auf eher zufälligen Wegen fand ich (...) mich in der AOL-Arena wieder, um das Spiel HSV–Mönchengladbach zu verfolgen. (...) Auf ähnlich zufällige Art finde ich mich (...) im Demonstrationszug der Studenten wieder, der in mir augenblicklich Assoziationen weckt.

Wie am Sonntag schlendern die Spieler eher lustlos über das Feld, telefonieren, trinken Kaffee oder genießen offensichtlich die Freistunde. (...) Die Menge steht am Stephansplatz, brüllt: Bildung für alle, und zwar umsonst, was in seinem Inhalt bedrohlich zwischen infantil und dreist schwankt, allerdings nur drei, vier Mal, dann verebbt der Kampflärm, und der Lautsprecherwagen übernimmt. (...) Dieser laue, kraftlose Demonstrationszug hatte allenfalls das Feuer einer unbedeutenden Kreisklassenpartie, dessen Ergebnis wohl ähnlich unbedeutend bleiben wird. Schade eigentlich. (...) Marco Mewes

(...) Was gerade stattfindet, ist eine Kriminalisierung friedlicher Demonstranten. Jeder der Festgenommenen hat mit einer Strafanzeige zu rechnen, was auch für die berufliche Zukunft katastrophale Folgen haben kann. In einer Demokratie muss Protest erlaubt sein (...). Die Studierenden kämpfen für ein gebührenfreies Studium, sie sind keine Verbrecher. Andrea Krämer

Der Hamburger Senat scheint die Städtepartnerschaft mit Shanghai allzu wörtlich zu nehmen. Anders ist die Reaktion nicht zu verstehen, statt eines demokratischen Dialoges auf den chinesischen way of life zurückzugreifen und den Studenten sofort mit Gewalt zu begegnen. (...) Rasmus Ph. Helt

„Wer Rechte anderer verletzt, kann sich nicht auf den Schutz von Grundrechten berufen.“ (Erklärung der Universitätsleitung vom 11. 5., d. Red.) Wenn ich mich nicht sehr irre, ist diese „Rechts“-Auffassung in Deutschland seit dem 8. Mai 1945 obsolet. Joachim Holstein

(...) Der studentische Protest beweist hohes Verantwortungsgefühl, ist legitimiert durch die Urabstimmung der Studierenden. (...) Wer hat eigentlich im Zusammenhang mit diesen Protesten den Begriff „Gewaltstreik“ eingeführt? Ich habe die Protestaktionen beobachtet: Friedliche Sitzblockaden, Ankündigungen eines widerständigen Sommers auf gelben T-Shirts, Studierende, die tapfer und selbstlos sitzen blieben, um von Polizisten weggetragen zu werden – stellvertretend für andere, die das aus unterschiedlichsten Gründen nicht durchstehen.

Ist das Gewaltbereitschaft? Ich nenne es Entschlossenheit und Zivilcourage. (...) Helga Obens