: Keine Selektion besonders leistungsfähiger Schüler
■ SPD-Gremium spricht sich gegen Expressabitur, aber für Verkürzung der Schulzeit aus
Bei der Neuordnung der Schulpolitik der SPD sieht das Expertengremium „Bildungsdialog“ vor allem in Bezug auf die gymnasiale Oberstufe erheblichen Reformbedarf. Hier beschäftigt sich die Kommission einerseits mit der Verkürzung der Schulzeit und andererseits mit einer neuen Abiturregelung.
Die derzeitigen Schulversuche von Schnellläufer- oder Expresszügen an Gymnasien, bei denen die 8. Klasse übersprungen wird, hält die Kommission in Bezug auf die Verkürzung der Schulzeit nicht für die ideale Lösung. Dies sei eine zu „individualisierende“ Maßnahme, die zu einer frühen Selektion besonders leistungsfähiger Schüler innerhalb eines Gymnasiums führe. Ein Modell, das mit der Struktur eines einheitlichen Gymnasiums besser verträglich sei, sei der komplette Verzicht auf die 11. Klasse. Die Vorläufer der späteren Leistungskurse, die Profilkurse, würden nach Vorstellung der Kommission in die 10. Klasse verlegt.
Im Unterschied zu den Expresszügen können bei dieser Variante alle Schüler eines Gymnasiums nach 12 Jahren das Abitur machen, und nicht nur einige ausgewählte Klassen. Um keinen Lernverlust hinnehmen zu müssen, wird der Lernstoff verdichtet und schneller durchgenommen.
Dem 11-Klassen-Modell müsse jedoch zuerst die Kultusministerkonferenz zustimmen. Außerdem sei politisch zu klären, ob alle Gymnasien das Modell anbieten oder nur einige. Die Kommission schlägt jedoch vor, zusätzlich eine dreijährige Oberstufe für Quereinsteiger von Berufs- oder Realschulen oder besondere Schulprofile anzubieten.
Im Zuge der Schulzeitverkürzung soll auch die Abitursregelung geändert werden. Kritisiert wird die zeitliche Staffelung der schriftlichen Prüfung im ersten Halbjahr des letzten Schuljahres und der mündlichen Prüfung im zweiten Halbjahr.
Die derzeitige Form der Vermischung von Abiturprüfungen und Unterricht sei ein Beispiel „für den leichtfertigen Umgang mit der Lebenszeit junger Erwachsener.“ Dadurch werde das gesamte vierte Semester entwertet. „Sichtbares Zeichen ist die in manchen Gymnasien nur noch sporadische Präsenz von Abiturienten nach der schriftlichen Prüfung.“
Die Kommission empfiehlt deshalb als „entscheidenden Schritt“ der notwendigen Reform die Trennung von Abitur und viertem Semester. Je nach Schuljahreslänge kann das vierte Semester 12 bis 14 Wochen Unterricht umfassen. Daran schließt sich die schriftliche Abiturprüfung und direkt danach die mündliche an. Die gesamte Abiturprüfung ist zwei Wochen vor dem Ende des Schuljahres abzulegen. Julia Naumann
morgen: Grundschulreform
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