■ Standbild: Keine Piraten
„Die Männer von der Gorch Fock“, Fr., 21.55 Uhr, ARD
Es ist heiß, die Matrosen dösen in der Sonne und blättern in Suhrkamp-Taschenbüchern. Gebraucht werden sie momentan nicht. Das blitzblanke Segelschiff, das während dieser Fahrt bereits „vier oder fünf mal komplett gestrichen“ wurde, tuckert mit Dieselmotor. Die Segel sind zwar nicht in der Reinigung, aber: „Der Wind kommt ausgerechnet von daher, wo wir hin müssen“, erklärt ein Offizier. Dumm gelaufen.
Marc Schubert schildert das Leben an Bord des Schulschiffs der Bundeswehr – nicht zu verwechseln mit dem grünen „Becks“-Segler von „ran“ – wie in einer Jugendherberge: In der Kombüse wird gekocht „wie bei Muttern“. Und Wachtmeister Anthony, das „Ekel vom Dienst“, rechtfertigt seine Schikanen mit der Begründung, er sei der „Ausgleich zur Mutter“. Der Film ist nicht völlig unkritisch. Maulende Matrosen klettern in den neckisch gespannten Seilen herum. Leider erklärt uns der allzu betuliche Off-Kommentar meistens genau das, was ohnehin im Bild zu sehen ist. Er verhindert eine präzisere Betrachtung dieser bizarren Veranstaltung, die vielleicht interessant geworden wäre. Nur hin und wieder gelingt ein netter Blick auf Details. Die Hände sind voller Schwielen, und die Ausgehuniform muß tadellos gebügelt werden.
Doch was müssen wir hören! Vor dem Landgang in Dschibuti erklärt der Schiffsarzt, die Inanspruchnahme der Kondome sei „äußerst gering“. Sie trinken nicht, und sie haben nichts mit Frauen im Hafen. Keine Piraten in Sicht. Jetzt endlich verstehen wir die volle Bedeutung des Wortes „Windjammer“. Manfred Riepe
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