piwik no script img

Keine Nationalismen, sondern regelrechte Verfolgungsjagd

■ betr.: "Griechische Nationalismen im Berliner Kabelkanal", taz vom 29.5.92

Betr.: Griechische Nationalismen im Berliner Kabelkanal«, taz v. 29. 5. 92

Der Bericht bedarf der Ergänzung und Erläuterung der ihm zugrundeliegenden Sachverhalte. Sonst können die offensichtlichen Bemühungen der Verfasserin um Ausgleich und »Schonung« einiger Personen, Personengruppen und ausländischen Institutionen Probleme von Ausländern weiterhin verdecken, die nicht von den Deutschen, sondern von ihren eigenen Leuten verursacht werden.

Zunächst einmal handelt es sich bei dem thematisierten Problem nicht um griechische Nationalismen im Berliner Kabelkanal, sondern um eine regelrechte Verfolgungsjagd zweier griechischer Persönlichkeiten auf mich und meine Sendung: der Herrn Dr. Terzopoulos, Vertreter der griechischen Intelligenz, und Herrn Chaitidis, Inhaber von Spielkasinos. Beruhte der Haß des Herrn Chaitidis auf mich auf Ignoranz, offensichtlicher Unkenntnis der deutschen Sprache und auf einem Unvermögen, ihm unverständliche Passagen meiner Doktorarbeit in einem Gespräch mit mir zu klären, so ist die Hatz, die mit subtilen Methoden von Herrn Dr. Terzopoulos gegen mich geführt wird, allein aus seinem erwachten Ehrgeiz erklärbar, Fernsehen zu machen, in dem er das Sagen hat. Dazu hat er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der »Griechischen Demokratischen Gemeinde« vor einigen Wochen die griechischen Geschäftsleute zu einem »Gespräch« eingeladen, ihnen mit ausgeklügelten Argumenten erzählt, daß mein Fernsehen eine Privatinitiative und deshalb nicht echt sei und daß nur ein Fernsehen, das von der Griechischen Demokratischen Gemeinde produziert wird, echt griechisches Fernsehen sein kann.

Am Ende der Sitzung ließ er dann sammeln, etwa 10.000 DM kamen so zustande. Parallel dazu und in enger Kooperation mit Herrn Chaitidis hat er dann einige seiner Leute losgeschickt, die dann tütenweise Pamphlete in griechischen Restaurants verteilen, in denen ich als »Slawe«, Agent von Skopje und »Antigrieche« (»Anthellinas«, in Griechenland der Landesverräter) bezeichnet werde. Dieselben Leute riefen — und rufen noch — bei griechischen Geschäftsleuten an, die in meiner Fernsehsendung »Kalimera« Werbung machen und bedrohen sie damit, daß, wenn sie nicht kündigen, von den Griechen boykottiert würden. Das Resultat: Drei Geschäftsleute haben gekündigt, die anderen, weil vertraglich gebunden, werden später kündigen (Namen können auf Anfrage benannt werden).

Dies alles hat nun bei Gott wenig mit Auseinandersetzungen unter Griechen wegen Nationalismen im Berliner Kabelkanal zu tun, wie Frau Landwehr meint, sondern sind Teile einer systematischen Vernichtungskampagne gegen mich, die von meiner Doktorarbeit ausgehend, nunmehr meine berufliche Existenz bedroht und mich psychisch fertigmacht, ein Rassimus der übelsten Sorte, wie ein Journalist des 'Tagesspiegels‘ in einem Gespräch mit einigen der Hauptakteure feststellen konnte. In diesem Kontext ist die Angst der taz, solch rassistische Exzesse von Ausländern gegen Ausländer als Grabenkämpfe zwischen Griechen zu benennen, »in Schutz zu nehmende« Ausländer also nicht als Rassisten und Mafiosi zu entlarven, zwar verständlich, deckt aber hier ein Problem, das viele sehen — oder ahnen —, keiner aber beschreiben will, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dr. Emmanuel Sarides

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen