■ Kommentar: Keine „Extrazeit“
Es ist kein Luxus, wenn die Mehrzahl der 13.000 ErzieherInnen bei dem Warnstreik fordert, daß sie als BetreuerInnen drei Stunden Arbeitszeit pro Woche im Tarifvertrag als Vor- und Nachbereitungszeit garantiert bekommen. Auch in Zeiten knapper Haushaltsmittel. Die Forderungen der GEW nach Verbesserung der Arbeitsbedingungen erinnert an längst vergangene Zeiten, als es nicht nur darum ging, ein paar Prozent mehr Lohn zu erkämpfen. Auf den ersten Blick paßt dies nicht in unsere Zeit. Doch statt angesichts der Haushaltsnotlage aus der Defensive heraus zu argumentieren, fordert die GEW zu Recht Verbesserungen, die sich nicht nur in der Qualifikation der ErzieherInnen auswirken, sondern auch die Qualität der Betreuung verbessern. Die tägliche halbe Stunde, um sich „pädagogisch sinnvoll“ auf die Kinder vorzubereiten oder einfach nur Spielmaterialien zu besorgen, muß immer noch von der normalen Arbeitszeit abgezwackt werden.
Die GEW hat ausgerechnet, daß die drei zusätzlichen Stunden keine Mehrkosten verursachen würden, da es aufgrund der sinkenden Kinderzahl im Ostteil der Stadt sowieso einen Betreuerüberhang in den Kindertagesstätten gebe. Innensenator Schönbohm (CDU) dagegen geht davon aus, daß durch die Drei-Stunden-Regelung das Land neues Personal einstellen müsse. Dies würde jährlich 90 Millionen Mark kosten.
Die Vorbereitungszeiten, die bereits seit 1995 im Kita-Gesetz festgeschrieben wurden, sollten jetzt auch endlich in einem Tarifvertrag geregelt werden. Dann kann die Extrazeit auch tatsächlich eingefordert werden. Julia Naumann
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