: Keine Differenzierung -betr.: Beten on tour v. 6.7.1995
Betr.: Beten on tour v. 6.7.
Im Allgemeinen lese ich die taz wegen ihrer differenzierten Berichterstattung recht gern. Diese Differenzierung scheint mir aber beim Thema „Kirche“ leider des öfteren zu Ende zu sein.
Warum bloß gelingt es der taz nicht, zwischen Traditionalisten oder Fundamentalisten (über die man zu Recht kritisch schreiben kann!) auf der einen Seite und den Menschen, die eine offene, einladende Kirche vertreten, auf der anderen Seite zu unterscheiden? Gerade die Aktion „Kirche unterwegs“ darf man sicherlich nicht den ersten Gruppen zuschlagen: Sie „verfolgt“ nicht mit dem Kruzifix in der Hand und in missionarischer Absicht Urlauberlnnen an die Küsten, sondern sie will kreative und sinnvolle Freizeitgestaltung (besonders für Kinder, Jugendliche und Familien) anbieten sowie offene Räume für Austausch, Gemeinschaft u.a.m. schaffen.
Liebe tazlerlnnen, seid doch froh, daß es diese offene, einladende Kirche in unserer Gesellschaft gibt. Erstens, weil sie sich kritisch ins politische Geschehen einbringt (und wir wohl Wichtigeres zu tun haben als uns dabei zwischen Nichtchristlnnen und Christlnnen aufzureiben), und zweitens, weil es äußerst gefährlich wäre, die berechtigte Suche vieler Menschen nach Sinnfindung entweder den Traditionalisten und Fundamentalisten in der Kirche oder aber den kommerziellen „Sinn-Anbietern“, Sekten usw. zu überlassen.
Stephan Meyer-Schürg
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