: Keine Chance für Karius und Baktus
■ In Schleswig-Holstein beginnt die Karies-Prophylaxe schon im Mutterleib: Mediziner verteilen „Zahnärztlichen Kinderpass“
In Schleswig-Holstein soll die Karies-Prophylaxe künftig schon im Mutterleib beginnen. Mit einem „Zahnärztlichen Kinderpass“ wollen die Zahnärzte hier den Karies weiter eindämmen. Zehn Untersuchungen und zwei Beratungen – vom Beginn der Schwangerschaft bis hin zum sechsten Lebensjahr – halten die Zahnärzte für sinnvoll. Gleichzeitig will die Kammer ihre Früh-Vorsorge auch als Widerstand gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung verstanden wissen, sagte Kammer-Vizepräsident Hans-Peter Küchenmeister gestern in Kiel.
Die Bundesregierung plane Vorsorgeprogramme für Kinder zwischen dem 12. und dem 16. Lebensjahr. In diesem Alter sei es meist zu spät für eine Prophylaxe, betonte Küchenmeister. Nach Ansicht der Kammer sei eine wirkungsvolle Vorsorge schon weit früher nötig und sinnvoll.
Schon die werdende Mutter sollte bei ihrem Zahnarztbesuch lernen, dass die Wurzeln für die Zahngesundheit ihres Kindes bereits in der Schwangerschaft gelegt würden, sagte der Referent für Jugendzahnpflege und -prophylaxe in der Zahnärztekammer, Michael Brandt. „Prophylaxe beginnt, bevor die ersten Zähne kommen“, betonte er. Eine frühzeitige Aufklärung der Mutter helfe dabei, das Kleinkind nicht mit Karies zu infizieren.
Schon mit sechs Monaten sollte ein Kleinkind zum ersten Mal einen Zahnarzt besuchen, heißt es im „Zahnärztlichen Kinderpass“. Damit sollen die Kinder an halbjährliche Zahnarztbesuche gewöhnt werden. Zum Untersuchungsprogramm der ersten Jahre gehören gründliche Informationen über das Härten des Zahnschmelzes und das Versiegeln von feinen Rissen im Zahn ebenso, wie Tipps für das Zusammenstellen einer zahngesunden Kinderernährung.
Um möglichst viele Mütter und Kinder zu erreichen, plant die schleswig-holsteinische Zahnärztekammer einen engen Kontakt zu Frauen- und Kinderärzten. Auch in den Praxen dieser Ärzte sollen die Pässe ausgelegt werden. Etwa 50.000 „Zahnärztliche Kinderpässe“ sollen nach Angaben der Kammer inzwischen an die Zahnarztpraxen des Landes ausgegeben worden sein. dpa
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