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Keine Chance für 218

■ Protestaktionen in Ost-Berlin / Grenzübergänge blockiert

Berlin (taz) - „Stopp für den 218“ forderten rund hundert Frauen, die am Samstag morgen kurzfristig die Berliner Grenzübergänge am Brandenburger Tor und Potsdamer Platz blockierten. Die pfiffige Idee zu der Blockadeaktion hatte der Unabhängige Frauenverband (UFV). Parallel zu der Bonner Demonstration für die Abschaffung des § 218 sollte deutlich werden, daß die große Mehrheit der Frauen in der DDR keine Übernahme der bundesdeutschen Indikationenregelung will. Während die DDR Schwangerschaftsabbrüche innerhalb der ersten drei Monate erlaubt, sind in der BRD Abtreibungen grundsätzlich strafbar und nur bei bestimmten Indikationen legal. „Wir Frauen haben seit 18 Jahren das Recht, über den Abbruch oder das Austragen einer Schwangerschaft zu entscheiden. Dieses wollen wir auch bei der Herstellung der deutschen Einheit behalten“, hieß es im Aufruf des UFV. Kommende Woche will der Verband eine Unterschriftenliste für die Beibehaltung der Fristenregelung bei CDU -Familienministerin Christa Schmidt vorlegen. „Nie wieder Mittelalter“ war auf anderen Transparenten zu lesen. Anspielungen auf die Memminger „Hexenprozesse“, bei denen der Fauenarzt Horst Theissen und Hunderte von Frauen verurteilt worden waren, weil die bayerischen Richter die Notlagenindikation der Frauen nicht anerkennen wollten. Auf der anschließenden Kundgebung auf dem Platz der Akademie sprach der Kinderarzt Horst Bosineski von 60- bis 70.000 illegalen Abtreibungen pro Jahr vor der Einführung der Fristenregelung in der DDR. Die Eingriffe hätten jährlich etwa 70 bis 80 Frauen das Leben gekostet.

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