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Keine Berührungsängste

■ taz-Serie zum Kunstsponsoring

Adornos schlichte Erkenntnis, Genuß ohne Kennerschaft sei Banausentum, gehört glücklicherweise längst zum geistigen Allgemeingut unserer Tage. Damit ist jedoch keineswegs ausgemacht, ob es nicht ebenso banausenhaft sein kann, weder zu genießen, noch von den Ideen, Absichten und Ausdrucksformen der Kulturschaffenden Kenntnis zu nehmen.

Ein Sponsor, welcher nicht auch Rezipient ist, sollte Gelegenheit behalten, sich seine eigenen Gedanken zu machen... Bedenklich finde ich jedwede Assoziation zwischen Sponsoring und „Subvention“ — Bildende Kunst setzt sich nun einmal anders ab als Autoreifen und hat ihren Wert nicht als Produkt, sondern in ihrer Zweckfreiheit.

Aber auch die Berührungsängste vieler Künstler scheinen unangemessen, denn persöhnliche Freiheit und Sponsoring sind ebenfalls zweierlei: Ein schlechtes Werk wird durch Geld nicht besser. Ist es gut, wird der Künstler stets quitt sein mit dem Geber, weil es eine Brücke zum Betrachter baut. „Kritisch“ wird es doch erst, wenn

-vermittels Disparitäten des Zugangs soziale Ungleichheiten herbeigeführt werden

-sozial respektive ökologisch fragwürdige Industrien sich auf diese Weise „reinzuwaschen“ versuchen oder

-die Interessen von Auftraggebern oder Sponsoren die Machart des Kunstwerks und die Kreativität und Ausdruckskraft der Akteure auf der Strecke bleibt.

Aber dem ist niemand schutzlos ausgeliefert, der über ein gesundes Selbstbewußtsein verfügt.

Andre Beßler

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