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INTERVIEWKein neues Phänomen

■ Kurdo Baksi (26), Sprecher des Komitees 21.Februar, über die schwedische Fremdenfeindlichkeit

taz: Welche Erfahrungen haben Sie persönlich als Ausländer in Schweden gemacht?

Kurdo Baksi: Ich bin nie als „Kanake“ beschimpft worden. Ich bin im Stockholmer Vorort Tensta aufgewachsen. Dort bin ich in die „Kämpinge“-Schule gegangen, wo ich sehr viele gute Erfahrungen gemacht habe. Am Mittwoch habe ich meine Eltern in Tensta besucht und hörte, daß drei neunjährige Ausländerjungen auf dem Nachhauseweg von „meiner“ Schule beschossen worden sind. Das war ein Schock. Ich hatte das Gefühl noch einmal meine Heimat verloren zu haben.

Hat sich die Einstellung zu Einwanderern verändert, seit Sie vor elf Jahren hier herkamen?

Ja, es gibt drei Daten, die eine veränderte Haltung der Staatsmacht gegenüber Einwanderern markieren: 1984, 1986 und 1989. 1984 gab es tiefgreifende Veränderungen innerhalb der schwedischen Polizei. [Damals setzte sich die Strömung durch, die Kurden als potentielle „Terroristen“ betrachtete und auch nach dem Palme-Mord vermutete, daß die Täter Kurden waren, d. Red.] 1986 wurde Olof Palme erschossen und am 13. Dezember 1989 wurde das Einwanderungsgesetz verschärft. Damit wurde gesetzlich sanktioniert, daß alle Flüchtlinge potentiell gefährliche Elemente sind: Einwanderer ist gleich Kurde ist gleich Terrorist. Aber was mich am meisten stört, ist, daß die Diskussion über Einwanderer hier im Lande so kindisch geführt wird. Das Dümmste, was ich je gehört habe, ist die Frage, ob Schweden eine multikulturelle Gesellschaft ist oder nicht. Natürlich ist Schweden das längst. Daß das niemand begreift, das macht mich verrückt.

Wünschen sich viele Schweden, daß die Einwanderer verschwinden?

Der Durchschnittsschwede ist äußerst brav und folgsam und läßt sich von zwei Seiten beeinflussen: erstens von den Medien, und zweitens von der Staatsmacht. Irgendeine dieser Instanzen muß einen Fehler gemacht haben...

Wie verhält sich die Regierung dem Komitee gegenüber?

Wir vom Komitee 21.Februar haben nur positive Reaktionen von der Regierung erfahren, unsere Aktionen werden unterstützt.

Haben Sie eigentlich Angst, auf die Straße zu gehen?

Ich selbst nicht — aber ich habe Leibwachen. Als Kurde muß man besonders vorsichtig sein. Interview: Luise Steinberger

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