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Kein Statement zur Nervenklinik Waldheim

Leipzig (dpa) - Das DDR-Gesundheitsministerium will zu den Vorgängen in der Nervenklinik Waldheim bei Leipzig zunächst keine Stellungnahme abgeben. Dort sollen vor der Wende an PatientInnen Hirnoperationen und Röntgenkastrationen vorgenommen worden sein. Das Ministerium verwies am Mittwoch darauf, daß die Untersuchungen „noch nicht komplett“ seien. Der offizielle Abschlußbericht der Expertenkommission liege vielleicht nächste Woche vor. Unter Hinweis auf den Bericht einer Sachverständigenkommission hatte die Leipziger 'Die Andere Zeitung‘ am Mittwoch berichtet, ein Mitarbeiter der Waldheimer Klinik habe aus dem Gedächtnis die Namen von zehn „Verstümmelten“ aufgezählt, die neben Mißhandlungen und Isolationshaft auch Hirnoperationen oder Kastrationen über sich hätten ergehen lassen müssen. Der frühere ärztliche Direktor in Waldheim habe mit chirurgischen Eingriffen das Verhalten der PatientInnen verändern wollen, obwohl diese Methode in Europa seit den 50er Jahren von der Fachwelt verworfen wurde. Nach Angaben des Blattes sind diese Informationen seit drei Wochen im DDR-Gesundheitsministerium bekannt, würden dort jedoch zurückgehalten. Die Ostberliner Regierung versuche, die Vorgänge zu vertuschen, indem sie auf rasche Schließung der psychiatrischen Einrichtung dränge. Bereits im April war Waldheim in die Schlagzeilen geraten, weil dort nach einem Bericht des Hamburger Magazins 'Stern‘ politisch Andersdenkende mit Falschdiagnosen hätten „unschädlich“ gemacht werden sollen.

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