: Kein Sozialismus in Kabul
■ Präsident Nadschibullah: Afghanistan ist „kein sozialistisches Land“ / Bonn um Vermittlung und Investitionen gebeten
Kabul (dpa) - Der afghanische Präsident Nadschibullah hat die Bundesrepublik aufgefordert, eine Vermittlerrolle bei der Lösung des Afghanistan-Konflikts zu übernehmen. In einem Gespräch mit 'dpa‘ erklärte Nadschibullah in Kabul, auf der Basis der jahrzehntelangen guten und freundschaftlichen Beziehungen Deutschlands und der Bundesrepublik zu seinem Land solle Bonn sowohl zwischen den verfeindeten Afghanenparteien als auch zwischen Afghanistan und dem Westen vermitteln. Auf dem Feld der wirtschaftlichen Zusammenarbeit warb Nadschibullah für verstärkte Investitionen. Die jüngste Verfassungsänderung erlaube eine „multisektorale“ Wirtschaft, in der private Investitionen und ein staatlicher Sektor vorgesehen seien. Afghanistan sei „kein sozialistisches Land“. Nadschibullah sprach sich für eine baldige Rückkehr des bundesdeutschen Botschaftspersonals nach Kabul aus.
Auf die Frage, ob er zurücktreten werde, um dem afghanischen Ex-König Sahir Schah die Regierung zu übergeben, erklärte er, dies sei keine Lösung. „Niemand allein kann den Frieden sichern“, sagte Nadschibullah. „Wir befinden uns in einem Prozeß des demokratischen Wandels. Wir wollen ein demokratisches, freies, unabhängiges, sogar entmilitarisiertes Afghanistan.“ Die militärische Lage beurteilte Nadschibullah zuversichtlich. „Im Moment haben zwei Drittel der Mudschahedin-Kommandeure (...) praktisch die Waffen niedergelegt“. Es herrsche Ruhe im Land, wenn man von den Provinzen an der Grenze zu Pakistan absehe.
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