■ Standbild: Kein Schnäppchen
„Herzlos“, Mo., 20.15 Uhr, ZDF
Als Thriller voller „Härte und Kälte“, den das ZDF anpries wie ein Sonderangebot, sei das „ursprünglich nicht so sehr“ gedacht gewesen. Beteuerte jedenfalls Regisseur Lutz Konermann. Dennoch setzte er ein Drehbuch in Szene, das erst in der fünften, von ihm selber mitumgestrickten Version durchging, und griff dabei auf Deibel komm raus in die Kiste. Das hätte der Grimmepreisträger von 1997 weder sich selber antun sollen noch seiner Spielschar: Leslie Malton, Henry Hübchen, Tim Bergmann – und uns auch nicht.
War doch nach einer Viertelstunde alles klar: Krankenpfleger Frank klaut in der Klinik Morphium, sogar die für einen Notfallpatienten bestimmte Ampulle, weshalb dieser stirbt. Die Schuld jubelt er Stationsschwester Charlotte unter. Die ist ein leichtes Opfer, weil sie erstens hochmoralisch und zweitens seine Geliebte ist, die diese Beziehung aus Kirchenchor-Familien-Idyll- Gründen geheimhalten will, obwohl Ehemann Henry sie mit der Blonden aus seinem Sportladen betrügt. Justament dieses Idyll – in dem sogar das pubertierende Töchterchen einträchtig mit im Auto fährt und sich alle auf ihr schönes Zuhause freuen – war das Schlußklappen-Ziel von Konermanns „Herzlos“- Operation. Ganz im Ernst.
Bevor es soweit war, ging's aber fast schon komisch zu. Da mußte Tim Bergmann nach dem Liebesakt zum Psycho-Monster mutieren, Leslie Malton sich erpressen sowie in der Badewanne beinahe umbringen lassen, um sich aus dieser dann dramatischst in die Arme des Ehemanns herauszudrechseln.
„Fernsehfilm der Woche“? Je länger dieses ZDF- Montags-Marken-Getue dauert, desto mehr ähnelt's dem Winterschlußverkauf: Da sind die Schnäppchen auch rar. Ulla Küspert
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