: Kein Profit, aber ein Haus für die Indies
■ Sandra Schulberg, Managing Directordes „American Playhouse“, im Gespräch mit der taz
Wer früher einmal The Thin Blue Line, Long Time Companion oder Metropolitan und auf der diesjährigen Berlinale Brother's Keeper und Swoon gesehen hat, weiß Bescheid: Es gibt noch filmisches Leben abseits von Hollywood. Eine der künstlerischen Enklaven, die dazu beigetragen haben, daß diese (und viele andere) American Independent-Produktionen das Licht der Leinwand erblicken dürfen, ist das American Playhouse. Ein Home for the Indies nennt Sandra Schulberg, Managing Director der neuen Berliner Niederlassung, die Non For Profit-Organisation, die sich ganz der finanziellen Förderung „künstlerisch wertvoller“ Projekte verschrieben hat.
Anders als hierzulande spielen in den USA nicht öffentliche Förderungen, sondern vor allem die Dollars von Privatleuten, die nichts mit Film zu tun haben müssen, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Films. Außerdem tragen Fernsehgelder, Stipendien und Investitionen von Verleihfirmen zur Finanzierung bei. Gibt es einen Playhouse-Gewinn, geht er zurück an die Filmemacher, um ihnen Folgeprojekte zu ermöglichen. Oft sind auch die Namen berühmter Schauspieler, die der kommerziellen Filme müde sind und mal „was anderes machen wollen“ in den Credits der Filme zu finden. Wie jüngst Madonna, arbeiten sie für eine Minigage in Independent-Produktionen. Das bedeutet Prestigegewinn, denn Playhouse bürgt mit einem guten Namen.
Das klingt alles ganz einfach, ist es aber nicht. Die amerikanische Rezession geht auch an dieser Institution nicht vorbei. Auch wenn Berlin als Ort für Sandra Schulbergs Firmensitz persönliche Gründe hat, macht ein Playhouse-Büro außerhalb der USA Sinn: Von hieraus lassen sich weltweite Koproduktionen organisieren. Der Druck sei gewachsen, sagt Schulberg, auch wenn immer noch genug Geld vorhanden sei, das man mobilisieren könne, wenn man hart genug arbeitet. Ein weiteres Problen sei die Veränderung des politischen Klimas in den USA. Eine Homosexuellen- Geschichte wie Poison habe die amerikanischen Gemüter im letzten Jahr derartig erhitzt, daß ein Senator forderte, die Finanzierungshilfe des National Endowment of the Arts müsse zurückgegeben werden.
Angesichts einer politischen Stimmung, in der schon allein die Idee gleichgeschlechtlicher Liebe die Bestürzung der Leute hervorrufe, fragt sich Sandra Schulberg, wie das Echo auf eine Provokation wie Swoon aussehen wird. Dennoch sei gerade das „New Gay Cinema“ — das sie nicht Genre nennen möchte, da es zu vielfältig sei — neben dem Black Cinema eine der Hauptströmungen des Independent-Gegenwartskinos, das endlich seine Nischen verlassen hat. Sabine Jaspers
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