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Kein Polo-Bau in der DDR, dafür aber mehr Trabants

■ Minister dementierte Gerüchte / 57.000 Fahrzeuge in Nachbarländer exportiert

Berlin (dpa) - Eine Fertigung des VW-Polo ist in der DDR nicht vorgesehen. Mit dieser Erklärung dementierte der DDR -Minister für Allgemeinen Maschinenbau, Landmaschinen- und Fahrzeugbau, Gerhard Tautenhahn, am Dienstag in der 'Berliner Zeitung‘ (Ost-Berlin) anderslautende Gerüchte. Sie entstanden, weil angesichts des schwierigen Einbaus von Polo -Motoren in den Trabant die Frage auftauchte, ob nicht die Übernahme des ganzen Polo die effektivere Lösung wäre.

Im übrigen zeichnete Tautenhahn ein tristes Bild des DDR -Automarkts. Zwar wurden nach seinen Angaben seit 1984 neun Milliarden DDR-Mark in den Aufbau der Produktion von Viertakt-Ottomotoren und damit verbundene moderne Technologien investiert, dennoch stieg die Produktion des Wartburg nur um 10.000 auf jährlich 71.500 Fahrzeuge. Beim Trabant kündigte er eine Produktionserhöhung bis 1993 von jetzt 146.000 auf 175.000 Wagen im Jahr an. Mehr sei mit den Kapazitäten nicht zu erreichen. Insgesamt werden in der DDR im laufenden Jahr 217.500 Pkw produziert. Hiervon werden 160.000 im Inland und 57.000 im Rahmen langfristiger Abkommen in sozialistische Länder verkauft.

Dem steht in diesem Jahr lediglich eine Einfuhr von rund 19.000 Fahrzeuge gegenüber, davon 17.000 Lada und 100 Moskowitsch aus der Sowjetunion, 1.200 Skoda aus der CSSR und 400 Dacia aus Rumänien. 500 sowjetische Wolga werden vorwiegend als Taxen eingesetzt. Die DDR hat nach Angaben von Tautenhahn für 1990 versucht, höhere Einfuhren aus diesen Länder durchzusetzen, doch bestehe dort wegen eigener Versorgungsprobleme gegenwärtig keine Bereitschaft hierzu. Mit dem Abbau der bis zu 15 Jahren dauernden Wartezeiten können die DDR-Bürger daher nicht rechnen, sagte der Minister.

Allerdings habe das Bestellsystem, bei dem jeder ab 18 Jahren ein Auto ordern könne und dies auch tue, „jede objektive Bewertungsgrundlage für die Einschätzung des realen Bedarfs und für die Steuerung der Versorgung verloren“. Dadurch werde im Gegenteil die Wartezeit verlängert und „in der Bevölkerung ständig mehr zum Gegenstand politischer Diskussionen“. Auch „die bisher übliche vorrangige Versorgung der Hauptstadt“ führe zu unterschiedlichen Wartezeiten.

Da das Durchschnittsalter der Pkw 1990 in der DDR 13,5 Jahre betragen werde, müsse die Ersatzteilproduktion weiter ausgebaut werden, sagte Tautenhahn. Bereits jetzt entfallen 30 Prozent der Produktion im IFA-Kombinat auf Ersatzteile. International üblich seien sechs bis acht Prozent. Fehlende Lieferungen ausländischer Partner verschärften die Ersatzteilversorgung für Importfahrzeuge. „Trotz einer Vielzahl von Verhandlungen mit ihnen konnten nur bei ausgewählten Einzelpositionen Verbesserungen durchgesetzt werden.“

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