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Kein Platz für Pietisten-Schule in Nordelbien

■ Evangelische Kirchenleitung verhindert Bekenntnis-Schule in Poppenbüttel

Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all, dachte sich der Poppenbüttler Pastor Reinhard Steffen. Und alles schien klar, nachdem der Kirchenvorstand seiner evangelischen Marktkirche das Ja-Wort gegeben hatte. Auf dem Kirchen-Gelände am Poppenbüttler Marktplatz sollte die „evangelische Bekenntnisschule“ der sogenannten Pietisten Container aufstellen dürfen, die als Klassenräume genutzt werden sollten. Doch das Kieler Kirchenamt der Nordelbischen Kirche kippte jetzt den Poppenbüttler Beschluß und untersagte die Container-Aufstellung im Alstertal.

Offizielle Begründung: Die nordelbische Kirche betreibe in Hamburg mit der Wichernschule bereits eine kooperative Gesamtschule und wolle sich „nicht verzetteln“. Inoffizieller Hintergrund: Die Nordelbier wollen sich so weit wie möglich von den Pietisten abgrenzen.

Denn die sind weder bei der evangelischen Kirche noch bei der Hamburger Schulbehörde besonders beliebt. Bis zum Bundesverwaltungsgericht war der Trägerverein der Schule auf dem juristischen Instanzenweg gezogen, um die Genehmigung für die Eröffnung der „August-Hermann-Francke-Schule“, die zur Zeit in Sasel und Bahrenfeld untergebracht ist, zu erstreiten.

Auch zur Zeit liegt die evangelikale Schule wieder im Clinch mit der Schulbehörde: Die weigert sich bislang standhaft, die von dem Schulträger-Verein geplante fünfte Klasse zu genehmigen. Und gerade für die werden die Zusatz-Räume gebraucht.

123 SchülerInnen von der Vorschule bis zur vierten Klasse hatte die evangelikale Schule vor den Sommerferien. 1260 Kinder sollen ab Herbst in den Genuß der Pietisten-Pädagogik kommen, deren alleinige Richtschnur die Bibel ist. In dem antiaufklärerischen Erziehungskonzept heißt es: Die SchülerInnen sollten mit der „grundsätzlichen Begrenztheit“ und der „athe-istischen Vorentscheidung“ der modernen Wissenschaft vertraut gemacht werden.

Im Deutschunterricht lernen die Kinder, daß durch Literatur und Medien die „biblischen Grundlagen des Denkens ausgehöhlt“ werden. Ansonsten heißt es auf dem Stundenplan: Schöpfungsgeschichte statt Sexualkunde.

Blamiert wurde durch den Kieler Beschluß vor allem der Poppenbüttler Pastor Reinhard Steffen. Auf seinen Antrag hin hatte der Kirchenvorstand per Kampfabstimmung mit hauchdünner Mehrheit der Container-Aufstellung zugestimmt. Doch die unterlegene Fraktion gab nicht nach und forderte die Wiederholung der Abstimmung, da der Pastor das Kirchen-Gremium „nur mangelhaft informiert“ hätte.

Die Gemeinde, so befürchteten die Alstertaler GegnerInnen der Bekenntnisschule, könnte mit der Ideologie der Pietisten identifiziert werden. Doch eine Abstimmungs-Neuauflage blieb aus, der Container-Beschluß blieb bestehen, bis schließlich auf Gottes unergründlichen Wegen die Kunde vom Poppenbüttler Kirchenknatsch bis hin zur Kieler Kirchenspitze gelangte.

epd/mac

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