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Kein Persilschein

■ Schönberg-Gutachten: Keine Fälschung, also keine Gefahren?

Das Schweriner Umweltministerium hat am Freitag Darstellungen dementiert, wonach es 1988 ein für den Westen gefälschtes Gutachten der DDR zur Sicherheit der Deponie Schönberg gegeben habe. Vielmehr sei von zwei Gutachten des Geologen Horst Löffler auszugehen, die zeitlich und inhaltlich aufeinander aufbauten, erklärte Umweltstaatssekretär Karlheinz Anding. Für ihn sei wesentlich, daß von der Deponie „nach allen vorliegenden Erkenntnissen keine akute Gefahr für das Trinkwasser der Hansestadt Lübeck ausgeht“.

Grundlage der 1988 übergebenen Dokumentation war danach ein „Zwischenbericht“ über vier Bohrungen zur hydrogeologischen Situation im Raum Schönberg. Zwischen beiden Fassungen gebe es „redaktionelle Unterschiede“, räumte Anding ein. In den wesentlichen Aussagen wichen sie aber nicht voneinander ab. Der Vorwurf, der Bundesrepublik sei eine Fälschung übergeben worden, stimme jedoch nicht. Unzweifelhaft habe die DDR aber Interesse an einer „positiven Beurteilung“ der geologischen Verhältnisse gehabt, um den devisenträchtigen Müllexport aus der Bundesrepublik auf die Sondermüll-Kippe nicht zu gefährden.

Dieser „Persilschein für Schönberg“ wird von dem jetzt in Lübeck vorgestellten Gutachten des Berliner Wissenschaftlers Asaf Pekdeger bezweifelt. Danach muß wegen „bautechnischer Fehlplanungen mit nicht kontrollierbaren Sickerwasseraustritten gerechnet werden“ (taz berichtete). Eine Gefährdungsabschätzung der Deponie könne „nur pauschal“ vorgenommen werden. Es sei außerdem nicht geklärt, ob die Deponie im Trinkwassereinzugsgebiet der 15 Kilometer entfernten Hansestadt liege.

Die Lübecker Umweltsenatorin Maria Krautzberger (SPD) hatte darauf gestern in einem taz-Interview wegen der möglichen Gefährdung des Trinkwassers die Schließung der größten Sondermülldeponie Europas gefordert. smv / lno

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