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Kein Kohl–Parteitag

■ Konkurrenz braucht der Kanzler nicht zu fürchten

Wird die CDU als Regierungspartei wieder, was sie in den ersten beiden Jahrzehnten der BRD war: ein blosser Kanzlerwahlverein wie unter Adenauer? Oder setzen sich die Bemühungen der Geißler–Truppe durch, aus der CDU eine programmstarke Volkspartei zu machen? Der gestern beendete CDU–Bundesparteitag war, das beantwortet einen Teil der Frage, kein Kohl–Parteitag. Anders als Johannes Rau, der vor wenigen Wochen in Nürnberg keinen neben sich zu dulden brauchte, mußte Kohl teilen: Die gespannte Aufmerksamkeit am Dienstag galt Strauß, am Mittwoch wurde die polemische Schärfe des Geißlerschen Berichts bewundert. Und dennoch kann Kohl gelassen bleiben: Solange Dregger Vorsitzender der CDU/CSU–Bundestagsfraktion bleibt, droht ihm von den drei mächtigen Gruppen, der Bundestagsfraktion, dem Kabinett und der Partei keine Gefahr. Dregger spielt machtpolitisch keine Rolle mehr - seine Rede wurde fast demonstrativ desinteressiert aufgenommen. Die CDU wird heute nach außen eher durch Initiativen des von Geißler geführten Bundesvorstands repräsentiert als durch die Aktivitäten der Fraktion im Bundestag. Bemerkenswert unprofiliert traten, wenn überhaupt, auch die Minister aus Kohls Kabinett auf. Selbst Stoltenberg, noch vor einigen Monaten als Kanzlerkandidat für 1987 gehandelt, trat mit einer matt–braven Rede nicht ins Rampenlicht. Die Partei, von Heiner Geißler geführt, stützt Kohl - weil er sich bisher bereit zeigt, die gegebenen Impulse, wie das Zukunftsmanifest, wenigstens verbal aufzunehmen. Ob das Kalkül Geißlers allerdings aufgeht, ob Kohl sich traut, gegen alle zu erwartenden Widerstände - auch aus den eigenen Reihen - die gedachten Impulse in reale Politik zu übersetzen, ist noch nicht ausgemacht. Gerade daß er derzeit keine ernstzunehmende Konkurrenz hat, kann ihn in seiner Grundhaltung bestärken: Hauptsache Kanzler bleiben - keine Experimente. Oliver Tolmein

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