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Archiv-Artikel

Kein Happy End für Steuersparer

Der Bundesfinanzminister will die umstrittenen Steuersparmodelle für betuchte Anleger abschaffen. Bislang gehen dem Fiskus durch Film-, Solar- oder Schiffsfonds Milliardeneinnahmen verloren. Mit ihnen sollen nun Steuersenkungen finanziert werden

VON KATHARINA KOUFEN

Die Leidenschaft deutscher Zahnärzte und Rechtsanwälte für die Filmbranche fand vergangene Woche ein jähes Ende. Nicht dass sie sich über die neueste Hollywoodschnulze geärgert hätten, nein: Schuld ist Finanzminister Hans Eichel (SPD).

Er hatte vorgeschlagen, so genannten Steuersparfonds einen Riegel vorzuschieben. Dazu gehören auch Medienfonds, die Geld für Film- und Videoproduktionen einsammeln. Solche Projekte machen erst einmal Verluste. Der Film muss gedreht, geschnitten und vertont werden, bevor Einnahmen fließen. Und auch dann sind Gewinne nicht garantiert. Nur jeder dritte deutsche Film schafft die Rentabilitätsgrenze von 100.000 Zuschauern.

Was im Übrigen für die deutschen Anleger auch kaum eine Rolle spielt, da zwischen 80 und 90 Prozent ihres Kapitals – 2004 waren es 1,5 Milliarden Euro – ohnehin in Hollywood investiert wurden, wo immerhin jeder zweite Film Geld einbringt. Dies erboste Kritiker ganz besonders: dass der deutsche Staat auf diese Weise amerikanische Filmproduktionen subventionierte. In „Herr der Ringe“ und „Gangs of New York“ beispielsweise floss solches stupid German money, wie man in Hollywood sagt.

Die roten Zahlen, bevor ein Film rentabel wird, sind ganz im Sinne der Anleger. Die Verluste ihrer Fonds wurden ihnen bisher zugeschrieben, und zwar anteilig je nach Höhe der Einlage. Dieses Minus konnte mit den eigenen Gewinnen verrechnet werden – vor allem für Spitzenverdiener mit hohen Steuersätzen ein lukratives Geschäft. Entsprechend hoch sind auch die Mindesteinlagen, die zum Teil 15.000 Euro betragen. Ähnlich beliebt wegen ihrer anfänglichen Verluste waren bisher Windkraft- und Schiffsfonds. „Zahnarztdampfer“, so bespöttelte das Manager-Magazin das seltsame Interesse reicher Deutscher am Containerschiffbau in China oder Singapur.

Am Mittwoch nun holte sich der Finanzminister die Zustimmung seiner Kabinettskollegen für seinen Vorschlag. Bei Fonds, die nur um des Steuersparens willen aufgelegt werden, dürfen Verluste nicht mehr mit den Gewinnen verrechnet werden, die der Anleger in anderen Bereichen erzielt. Eichel will damit zwei Vorhaben gegenfinanzieren: die Senkung der Körperschaftssteuer für Kapitalgesellschaften und der Erbschaftssteuer bei der Übertragung mittelständischer Familienbetriebe. Der Finanzminister erhofft sich aus dem Stopfen solcher Steuerschlupflöcher Mehreinnahmen von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Branchenexperten halten dies für unrealistisch. „Wir hatten bis Mittwochabend einen unglaublichen Run auf unsere Fonds“, erzählt der Verkäufer eines Vertriebs für Medienfonds. „Die Leute haben schnell noch all ihr Geld bei uns reingesteckt, zum Teil bis zu 200.000 Euro auf einmal.“ Gestern dagegen herrschte totale Flaute. „Null.“ Der Fondsvertrieb wird jetzt mit anderen Produkten weitermachen – Fonds, die Rendite versprechen, statt Verluste zu vergolden.