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Kein Geld übrig

■ Unternehmen verweigern die Unterstützung für KZ-Gedenkstätte/ Ausstellung im Rathaus Schöneberg

Berlin. Mit der Bitte um Unterstützung für den Ausbau der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hamburg) wandte sich Ende 1988 die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur an 34 norddeutsche Unternehmen und Landesverwaltungen, die während der Naziherrschaft Zwangsarbeiter aus dem KZ Neuengamme beschäftigten. Die Aktion war ein Schlag ins Wasser. Von den Angeschriebenen antworteten bisher nur 23, und nur zwei spendeten. Die Firmenantworten von heute, denen auf Schautafeln anhand von historischen Dokumenten die damals grausamen Arbeitsbedingungen gegenübergestellt werden, sind jetzt für drei Wochen im Foyer des Rathauses Schöneberg zu sehen.

Die Dokumente in der Ausstellung Industrie, Behörden und KZ Neuengamme 1938-1945 sind nach den Worten des Initiators Jan Philipp Reemtsma eine »sozialpsychologische Bestandsaufnahme der Bundesrepublik«. »Die Barbarisierung der Deutschen zwischen 1933 und 1945 ging an die zivilisatorische Substanz« und wirke offensichtlich heute noch. Die Nachfolger der KZ- Nutznießer würden wie selbstverständlich ihre daraus entstandenen Rechte in Anspruch nehmen, doch die ebenfalls bestehende Verantwortung leugnen.

Nach Meinung Reemtsmas geben die Briefe »Auskunft über das mentale Fundament, auf dem das neue Deutschland steht«. Er habe weder erwartet, daß die Ablehnung der Bitte um Unterstützung fast einhellig ausfiel noch daß so bereitwillig über die Motive der Verweigerung Auskunft gegeben werde, sagte Stiftungsvorstand Reemtsma am Donnerstag zur Ausstellungseröffnung. In Neuengamme und in den über siebzig Außenlagern waren während der Nazizeit 106.000 Menschen inhaftiert. 55.000 überlebten die Lagerzeit nicht. dpa

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