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Kein Auskommen mit dem Einkommen

■ Wann ist der Geldspeicher leer? Zum Haltbarkeitsdatum von TV-Sendern

Hamburg (dpa/taz) – Manch ein Branchenkenner sagt den Newcomern arte, Vox und n-tv nur noch eine kurze Lebensdauer voraus. Ihr Sendebetrieb kostet viel Geld, und die Einnahmen sind in allen Fällen noch nicht ausreichend. Der jüngste Rückschlag traf den deutsch-französischen Kulturkanal arte. Der Regierung in Paris liegt eine Empfehlung der Finanzkommission vor, arte mit rund 120 Millionen Mark im Jahr weniger zu unterstützen. In der Nationalversammlung sollte gestern darüber abgestimmt werden. Das Ergebnis lag bis zum Redaktionsschluß noch nicht vor.

Ein Wegfall der Subvention käme einem Verzicht auf die terrestrische Ausstrahlung in Frankreich gleich. arte würde dann statt 18 Millionen nur noch eine Million Haushalte in Frankreich erreichen. Aus Deutschland und Frankreich fließen jährlich rund 330 Millionen Mark in den Kanal, der nach anderthalb Jahren, so Berechnungen der GfK-Fernsehforschung, einen Marktanteil von gerade 0,1 Prozent in Deutschland aufweisen kann. Bisher kann arte nur in 11,5 Millionen deutschen Kabelhaushalten empfangen werden und wird nicht über den Astra-Satelliten ausgestrahlt.

Gerede auch um Vox (Marktanteil 2,5 Prozent): Nach dem Ausstieg von Holtzbrinck und der Kölner Mittelständischen Unternehmensbeteiligungsgesellschaft hat der Bertelsmann-Konzern seine Anteile bei seiner Tochter Ufa geparkt. Die französische Zeitung Les Echos berichtete über ein Angebot von 400 Millionen Mark vom britischen Murdoch-Imperium für eine „maßgebliche Beteiligung“ an dem Kölner Privatsender. Ein Vox-Sprecher meinte, an der Meldung sei „überhaupt nichts dran“, aber ein Käufer werde gesucht. Schnellrechner gehen davon aus, daß die Anlaufverluste des Senders (offizielle Angabe: 500 Millionen Mark) schon bei 900 Millionen Mark liegen.

„Nur“ 100 Millionen Mark betragen die Anfangsinvestitionen beim Berliner Nachrichtenkanal n-tv. Doch der Ende 1992 auf Sendung gegangene Kanal dümpelt bei stetigen 0,3 Prozent Marktanteil mit Durchschnittswerten um 50.000 Zuschauer, die Geschäftsführer Karl-Ulrich Kuhlo im September „gar nicht so schlecht“ fand. Experten fragen sich dennoch, wie lange die Hauptgesellschafter CNN und Time Warner sich das Geschehen in der Berliner Taubenstraße angucken werden.

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