piwik no script img

Kein Abbau im Osten

■ Jahresbilanz der Kreditanstalt für Wiederaufbau

Frankfurt (dpa/AP/taz) – Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau rechnet in diesem Jahr nicht mit einem Investitionseinbruch in Ostdeutschland. Einige spektakuläre Rückzüge dürften nicht verallgemeinert werden, sagte gestern KfW-Vorstand Gert Vogt. Auch beim Frankfurter Institut zur Förderung der deutschen Wirtschaft gebe es keine Anzeichen dafür, daß die Investitionsneigung der kleinen und mittleren Unternehmen zurückgehe.

Bei der KfW wird daher weiter damit gerechnet, daß die geplanten Investitionen in den neuen Ländern in Höhe von 130 (1992: 107) Milliarden Mark auch realisiert werden. Im letzten Jahr hat die Kreditanstalt von den gesamten Kreditzusagen zur Förderung der deutschen Wirtschaft im Volumen von 40,5 Milliarden mehr als die Hälfte auf die östlichen Länder konzentriert, und zwar 23,2 Milliarden Mark. Damit hat das Institut seit 1990 für 355.000 ostdeutsche Projekte insgesamt 46 Milliarden Mark an Kreditzusagen erteilt und 37 Milliarden ausbezahlt. Das geförderte Investitionsvolumen bezifferte die Bank auf 53 Milliarden Mark. „Damit hat die KfW zur Sicherung von 1,3 Millionen und zur Schaffung von 300.000 neuen Arbeitsplätzen beigetragen“, so Vogt.

Neben der Unterstützung der Wohnraummodernisierung (ca. 900.000 Wohnungen) und der Kommunen mit zinssubventionierten Krediten wurden in den letzten drei Jahren allein 24 Milliarden Mark an die gewerbliche Wirtschaft in den neuen Ländern vergeben. „Damit sind aber keine Pizzabuden entstanden“, betonte der KfW-Chef. Die Kreditanstalt habe vielmehr 6.500 östliche Unternehmen gefördert, die dem industriellen Mittelstand zugerechnet werden könnten. Trotz der enormen Anstrengungen in Ostdeutschland hat die KfW die Unterstützung der Entwicklungsländer aber nicht vermindert. 1992 wurden hierfür Kredite und Zuschüsse in Höhe von 3,0 Milliarden Mark zugesagt. Die Hälfte davon floß nach Afrika.

Die vom Bund 1948 anläßlich der sogenannten Marshallplanhilfe gegründete Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert heute langfristige Investitionen der deutschen Wirtschaft als strukturpolitische Maßnahmen. Seit zwei Jahren liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit in der Aufbaufinanzierung der neuen Bundesländer. Außerdem konzentriert sich die Anstalt auf die längerfristige Exportfinanzierung, wobei sie auch die Bürgschaften übernimmt. Schließlich kann die KfW für die finanzielle Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern Kredite und Zuschüsse im Auftrag der Bundesregierung vergeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen