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Kecker Schritt

■ Zum Gedenken an die ungarische Revolution

Zweierlei macht die Stellungnahme der Oppositionellen aus Ungarn, der Tschechoslowakei, der DDR und Polen brisant: Erstens, daß sie länderübergreifend verfaßt wurde, zweitens ihr Bezug auf den ungarischen Aufstand von 1956, als „bleibendes Erbe und Quelle der Inspiration.“ Man kann in den sozialistischen Ländern nicht eben mal ins Ausland fahren, um Kontakte herzustellen. Daß dennoch eine gemeinsame Erklärung - noch dazu so vieler unterschiedlicher Tendenzen - zustandegekommen ist, läßt auf das Entstehen einer Kooperation schließen, deren Abwesenheit bisher immer wieder beklagt wurde. Der Bezug auf den Aufstand ist mindestens ebenso keck. In Ungarn kann er Schorf aufkratzen. Kadar ist mit der Niederschlagung des Aufstandes an die Macht gekommen und hat in den ersten Jahren gewalttätig aufräumen lassen. All das hat ungute Erinnerungen zu einem Zeitpunkt geweckt, an dem es Kadar zwar nicht gelungen ist, die intellektuelle Opposition zu versöhnen, wohl aber die Bevölkerung auf unpolitischen Konsum hin zu orientieren und vorsichtige Liberalisierungen einzuleiten. Eine Kampfansage ist die Erklärung aber für alle vier betroffenen Regierungen. Die Furcht vor der „antisozialistischen Rebellion“ steckt in den Köpfen aller leitenden Funktionäre, vor allem jener, die fürchten, daß Liberalisierungen „zu weit gehen“ können. Der ungarische Aufstand war für sie sicher das schrecklichste Beispiel dafür. Ob die vier Regierungen sich nun ebenfalls zu gemeinsamen Maßnahmen entschließen werden, oder ob jede für sich auf ihre heute übliche Weise unterschiedlich reagiert, wird man in den nächsten Tagen sehen. Erhard Stölting

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