piwik no script img

Kategorien erbrechen

■ Dreifache Ausstellungseröffnung im KÜNSTLERHAUS Potemkin

Noch einer, der uns den „Raum“ als Geschehnis aufbrechen will: Johann Lorbeer aus Bückeburg lebt seit 1984 in Berlin und machte Dias, in denen er „Städtebauliche Themen aufgreift. Menschenverlassene U-Bahn-Eingänge (!) und Fußgänger-Tunnels, wie sie uns in ihrer unwirtlichen Funktionalität begegnen, führen in ihrer Darstellung zu neuen Dimensionen der Wahrnehmung. Kategorien des Raums wie oben und unten, rechts und links, vorn und hinten, werden trügerisch und austauschbar. Es entstehen Vexierbilder voller Witz und Verstand, die die (jetzt alle zusammen) gewohnten Strukturen neu ordnen und die Verläßlichkeit urbaner Orientierung ad absurdum führen“. (Pressetext) Wie auch immer, ein Stück haben wir jedenfalls, nämlich das Foto von Hartmut Beil (DDR), welches eine unglückliche Geschirrspülmaschine darstellt und als „Herzstück“ der Einrichtung von Johann Lorbeer im Studio Eins fungiert (siehe oben bei „unwirtliche Funktionalität“). Der Titel „intercolor of action“ gemahnt an das Spätprogramm in Ostfarbe. Eindeutiger dagegen das Thema von Christian Stock im Studio Drei: „Eine Sicht vom Leben in den Bergen“. Angesichts der Tatsache, daß Stock aus Tux in Tirol kommt und bei Arnulf Rainer das Malen erlernt haben soll, scheint es nicht verwunderlich, wie Stock serielle Würfelbilder skulptural macht. Wolf Pauser interpretiert das im 40seitigen Katalog so: „Die Tafelbilderzeugung, Malerei genannt, zuerst in ihre elementaren Bestandteile zu zerlegen, diese neu zu kombinieren und das Ergebnis dieses analytischen und synthetischen Prozesses dann wieder auf ein Tafelbild zu malen, folgt exakt der Erkenntnisbewegung der Aufklärung.“ Aber Hallo! Eine Parallelausstellung von Stöcken eröffnet am Freitag die Galerie Zwinger. Der „Prometheus Landschaftsraum“ von Jan Fabre aus lauter Kugelschreiberzeichnungen (siehe taz von vorgestern) im Studio Zwei wird ebenfalls zur Besichtigung freigegeben.

Raumpflegerin S.

Eröffnungen heute um 19 Uhr im KÜnstlerhaus Bethanien

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen