Kommentar: Kasse müßte klingeln
■ Breminale: Profitchance ausgezeichnet
Am Pfingstwochenende kein Ausflugsstau. Schließlich bietet die Breminale Anlaß, daheim zu bleiben und das bremischste aller Feste zu feiern.
Geradezu maßgeschneidet, das Kulturprogramm mit Bands aus der Dritten Welt, die nicht nur gratis spielen, sondern sich sogar noch in fremden Sprachen um den Umweltschutz sorgen. Das ist der rechte Hintergrundsound, um mit einem Bier in der Hand Bekannte zu treffen, die man nicht unbedingte nach Hause einladen will.
Das beste aber ist die Lage. Die Osterdeichwiesen erleben ihre Sternstunde. Und gegenüber liegt das Café Sand, wo man das ganze Jahr über nur probt für diese Art bremisches Fest. Die Ähnlichkeiten sind verblüffend. Der Nullservice mit dem VEB-Charme, die halbstündigen Schlangen für ein Bier und die Geduld der Kundschaft, die alles hinnimmt, als sei die hanseatische Gastronomie ein solidarisches Behindertenprojekt.
Noch bevor die Kassen gezählt sind und das Jammern der Betreiber von den schlechten Zeiten wieder einsetzt, die Zeiten waren nie besser. Wer an diesem Pfingstwochenendes mit frisch Gezapftem, Crèpes und geflochtenen Freundschaftsbändchen keinen Gewinn machte, der hat seine Marktchancen weder begriffen noch genutzt. Dann war vielleicht die Breminale gelungen, aber die Breminale GmbH hat versagt. Susanne Raubold
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