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Kasparow beleidigt Tiefblau

Philadelphia (taz) – Der tapfere kleine Supercomputer Deep Blue hat im vierten von sechs Spielen gegen Schachweltmeister Gari Kasparow erneut nur ein Remis erreicht, wurde aber vermutlich sabotiert. Damit steht es im Duell Mensch gegen Maschine 2:2. Kasparow gab sich anschließend erschöpft. „Ich fühle mich unter Druck – der Computer nicht“, behauptete er – ein erneuter Versuch, Deep Blue zu demoralisieren. Schon im Vorfeld des Wettkampfes hatte Kasparow mehrfach den Computer beleidigt. „Er nennt mich Monster“, sagte Deep Blue, „und er spricht mir Gefühle ab.“ Es sei sei hart, ständig Boshaftigkeiten ausgesetzt zu sein. Kasparow bot dem IBM-Computer am Mittwoch in Philadelphia nach dem 41. Zug das Remis an. Deep Blue lehnte ab. Erst nach dem 50. Zug mußte er zugeben, daß die Partie nicht mehr zu gewinnen war und bot seinerseits Remis an. Kasparow spielte sich zunächst einen Vorteil heraus. Nach einem meisterlichen 25. Zug zischelte Kasparow Ohrenzeugen zufolge eine Gemeinheit Richtung Deep Blue. Daraufhin kam es zum Absturz des Systems. Kasparow tat so, als sei er verärgert. Erst nach 15 Minuten hatte das Bedienungsteam die Verbindung zu dem in Youngstown Heights im Staat New York stehenden Computer wiederhergestellt. Deep Blue will jedoch weitermachen: „Ich lasse mich nicht unterkriegen.“

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