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Karl Leisner

„Schade, daß der Führer nicht dabei war.“ Mit diesem Satz kommentierte am 8. November 1939 der junge Diakon Karl Leisner (1915-1945) aus Münster das gescheiterte Attentat auf Hitler. Schon einen Tag später wurde der lungenkranke Theologe aus der Klinik heraus verhaftet. Ein Bekannter hatte ihn denunziert. Ohne Prozeß kam er im März 1940 in das KZ Sachsenhausen. Als im Dezember 1940 widerspenstige Geistliche aller Konfessionen ins KZ Dachau zusammengelegt wurden, kam auch Leisner dorthin. Mithäftlinge berichteten später, daß er trotz fortschreitender Tuberkulose seine Leidensgenossen mit Gebeten tröstete. Sein innigster Wunsch war es, Priester zu werden. Im Herbst 1944 wurde der französische Bischof Gabriel Piquet nach Dachau eingeliefert. Am 17. Dezember weihte er Leisner heimlich zum Priester. Am 2. Weihnachtstag feierte er zum erstenmal die Heilige Messe. Als die Amerikaner Anfang Mai das KZ befreiten, schickten sie ihn in ein Sanatorium bei München. In sein Tagebuch schrieb er: „Wir armen KZler! Sie wollten unsere Seele töten. O Gott, ich danke dir für die Errettung ins Reich der Liebe und Menschenwürde.“ Leisner starb am 12. 8. 1945. Im März 1980 eröffnete der Papst den Seligsprechungsprozeß.

Die Seligsprechung ist die Vorstufe zur Heiligsprechung. Meist bleibt es aber dabei. Sie kann von einem Bistum frühestens fünf Jahre nach dem Tod beantragt werden. Der Vatikan entscheidet. Zur Anerkennung ist der Nachweis eines Wunders erforderlich, mit Ausnahme der Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind. Selige werden an einem Ort, Heilige von der ganzen Weltkirche verehrt. Beides bedeutet, daß die Betreffenden frei von Sünden gestorben sind.

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