Karadžić vor Auslieferung

Mehrheit der Serben gegen Überstellung an Den Haag

BELGRAD ap/dpa ■ Die Auslieferung des mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrechers Radovan Karadžić an das Haager UN-Tribunal ist näher gerückt. Allerdings kündigte sein Anwalt Sveta Vujačić an, dass er erst im letzten Moment, kurz vor 20 Uhr, Einspruch dagegen einlegen werde. Eine Gerichtssprecherin in Belgrad sagte, danach werde sofort ein Richtergremium über den Einspruch beraten. Anschließend werde der Fall an die Regierung übergeben, die den endgültigen Auslieferungsbeschluss erlassen werde. In Den Haag will Karadžić sich selbst verteidigen.

Die Mehrheit der Serben lehnt eine Auslieferung Karadžićs nach Den Haag ab. Laut einer gestern in Belgrad veröffentlichten Umfrage sprechen sich 54 Prozent gegen seine Überstellung an die UN-Justiz aus, 43 Prozent der Befragten dafür.

Die serbischen Fahnder suchten unterdessen weiter nach den Hintermännern, die Karadžić fast 13 Jahre dabei halfen, unerkannt unterzutauchen und ein normales Leben als „Dr. Dragan Dabić“ zu führen. Die österreichische Zeitung Kurier berichtete am Freitag, Karadžić habe in dieser Zeit auch in Wien als „Wunderheiler“ gewirkt.